Rechtliche Rahmenbedingungen für den Selbstausbau
Ja, auch der Ausbau eines Campervans unterliegt rechtlichen Vorgaben. Zumindest dann, wenn das Fahrzeug später auch als Wohnmobil und nicht als Pkw zugelassen werden soll. Bei der Abnahme überprüfen TÜV und Dekra, ob Möbelbau und Inneneinrichtung entsprechend den rechtlichen Vorgaben beschaffen sind. Vom TÜV Nord gibt es einen eigenen Ratgeber für den Vanausbau.
In der digitalen Broschüre heißt es zum Beispiel: „die Einrichtungen müssen, mit Ausnahme des Tisches, fest eingebaut und so beschaffen sein, dass auch bei Unfällen die Gefahr oder das Ausmaß von Verletzungen möglichst geringgehalten werden“. Das bedeutet: auch Verkleidungen an Wänden, Decke sowie auch Bodenbeläge, müssen fest mit dem Fahrzeug verbunden sein. Außerdem müssen die verwendeten Materialen schwer entflammbar sein und sie dürfen bei einem Unfall nicht splittern.
Erfahrungen von Selbstausbauern zeigen allerdings, dass die einzelnen Prüfstellen Vorgaben unterschiedlich auslegen. Es ist daher ratsam, sich im Vorfeld bei der zuständigen TÜV- oder Dekra-Station zu informieren. Am besten lässt du dir schriftlich bestätigen, wie die Wandverkleidung im Campingbus beschaffen und befestigt sein muss.
Wandverkleidung aus Holz
Besonders beliebt ist die Wandverkleidung im Campervan mit Holzplatten. Diese sehen nicht nur hübsch aus, sie überzeugen auch viele Van-Ausbauer mit ihren Materialeigenschaften. Neben dem Gewicht (insgesamt können sich die Ausbauplatten je nach Größe des Vans auf über 100 Kilo summieren) spielt auch die Empfindlichkeit gegenüber Feuchtigkeit bei der Auswahl eine Rolle.
Bevor du die Wände verkleidest, müssen alle Arbeiten an den Stromkabeln abgeschlossen sein. Denn diese verschwinden anschließend hinter der Verkleidung.
An dieser Stelle bedanken wir uns ganz herzlich bei Imke und Tobi von abenteuer-vanlife.de. Die beiden haben den Ausbau ihres Campingbusses ausführlich auf ihrem Blog dokumentiert und uns einige Fotos zur Verfügung gestellt.
Massivholz
Besteht aus: Holz von Fichte, Tanne oder Kiefer.
Herstellung: direkt aus dem Baumstamm gesägt.
Gut zu wissen: Massivholz ist stabil, aber schwer. Daher eignet es sich nicht für die großflächige Verwendung im Campingbus. Außerdem kann Massivholz bei einem Unfall splittern und dich dadurch verletzen.
Beim Einbau musst du Massivholzplatten mit einer Holzschutzlasur beschichten. Diese schützt das Echtholz vor Feuchtigkeit und hilft, die Optik lange Zeit zu erhalten. Da sich Massivholz durch Feuchtigkeit ausdehnt, musst du beim Einbau außerdem etwas Bewegungsspielraum einplanen.
Sperrholz (Multiplex)
Besteht aus: Birke oder Pappel
Herstellung: mehrere dünne Holzplatten werden kreuzweise miteinander verleimt. Ab fünf Lagen und 12 Millimeter Stärke bezeichnet man die Platten auch als Multiplexplatten.
Gut zu wissen: besonders langlebig sind Sperrholzplatten mit einer HPL-Beschichtung. Sperrholz ist vergleichsweise leicht. Außerdem hat Sperrholz in puncto Sicherheit einen wesentlichen Vorteil gegenüber Massivholz: durch die kreuzweise Verleimung ist die Splittergefahr bei einem Unfall deutlich geringer als bei Echtholz.
MDF- und HDF- Faserplatten
Besteht aus: gepressten und verklebten Holzfasern.
Herstellung: man unterscheidet Hochdichte Faserplatten (HDF) mit maximal 6 Millimetern Dicke und Mitteldichte Faserplatten (MDF).
Gut zu wissen: MDF-Platten kommen auch bei Möbelrückwänden zum Einsatz, HDF-Platten weisen höhere Festigkeitswerte auf. Alle Faserplatten eignen sich insbesondere als Untergrund (Trägerplatte) für Wandverkleidungen aus Stoff, Filz oder Tapete. Wähle am besten eine HDF-Platte, denn diese ist resistenter gegen Feuchtigkeit. MDF-Platten quellen bei Feuchtigkeit auf und verformen sich dabei.
Furnierte Holzplatten
Ausbau-Spezialisten, wie platten-laden.com, empfehlen die Verwendung furnierter Holzplatten. Durch das Furnier lässt sich die Oberfläche nicht nur optisch individuell gestalten, sie ist auch in gewissem Maße feuchtigkeitsregulierend. Zudem ist furniertes Holz nur etwa halb so schwer, wie eine gleichgroße HPL-Platte.
Textilgewebe und Filz
Auch Stoffe, Filz, Teppich und Bambusmatten lassen sich für den Innenausbau im Campingbus nutzen. Damit sich diese Materialien sicher an der Wand befestigen lassen, ist eine Trägerplatte notwendig. Gewicht lässt sich somit durch den Einsatz von Textilgewebe nur bedingt sparen.
Isolierung mit Armaflex
Egal welche Wandverkleidung verwendet werden soll: zwischen Blech und Verkleidung musst du eine Isolierung anbringen. Besonders eignet sich dafür eine Isolierung mit Armaflex. Die auf Kautschuk basierende Dämmmatte trägt nicht nur zu einem angenehmen Raumklima bei, sie wirkt zudem auch geräuschhemmend und antimikrobiell. Armaflex ist eine selbstklebende Dämmmatte mit 19 Millimetern Dicke. Die Matte hat eine Länge von einem Meter und wird in Einheiten von 6 Quadratmetern auf der Rolle verkauft.
Styropor als Isolierung weniger geeignet
Für den Ausbau eines Campingbusses, ist Styropor weniger geeignet. Denn die weißen Styroporplatten lassen sich nicht biegen. Somit kann Styropor nicht an die unebenen Wände und Decken eines Kastenwagens angebracht werden. Außerdem ist Styropor nicht feuerfest und es kann nervige Quietschgeräusche von sich geben, wenn es während der Fahrt an anderen Oberflächen scheuert.
Fazit: die Materialmischung macht‘s
Für die Wandverkleidung beim Selbstausbau, kannst du verschiedene Materialien mischen. Im Schlafbereich versprüht eine weiche Verkleidung aus Stoff oder Filz eine kuschelige Atmosphäre. Im Bad oder an der Küchenzeile sollte das Material für die Wandverkleidung vor allem unempfindlich gegenüber Feuchtigkeit sein. So wie entsprechend beschichtete Holzplatten.