Transporter-Fahrwerk bietet nur wenig Komfort

Bei vielen Wohnmobilen mangelt es an Fahrkomfort. Über Unebenheiten rumpelt das Fahrwerk fast ungedämpft hinweg und nicht selten knickt das gesamte Wohnmobil in langgezogenen Kurven auf einer Seite ein. Zurückführen lässt sich dieses unbequeme Fahrverhalten auf eine mangelhaft abgestimmte Federung.

Bedenkt man den eigentlichen Verwendungsweck von Fiat Ducato, VW Crafter und Co., ist mangelnder Federungskomfort wenig verwunderlich. Denn in erster Linie dienen unsere Basisfahrzeuge als Lieferwagen oder Transportmittel für Handwerker und deren Werkzeug. Komfort spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle, weshalb einfache Federbeine und Blattfedern die gröbsten Unebenheiten geradebügeln müssen.

Auf der Fahrt in den Campingurlaub wollen wir das Ziel jedoch nicht vollkommen gerädert erreichen. Außerdem transportieren wir im Wohnmobil zahlreiche Gegenstände, die während der Fahrt zum Klappern neigen.


Mehr Fahrkomfort und Sicherheit durch Luftfederung

Luftfederungen erhöhen den Fahrkomfort und sorgen gleichzeitig für mehr Sicherheit auf der Straße. Denn eine optimal abgestimmte Federung fühlt sich nicht nur angenehm an, sie erhöht auch die Fahrstabilität – beispielsweise bei starkem Bremsen oder in scharfen Kurven. Außerdem heben Luftfedern das Fahrzeug an und sorgen somit für mehr Bodenfreiheit bei großen Überhängen. Die Bälge werden auch häufig im Rahmen einer Auflastung nachgerüstet. Herkömmliche Blattfedern sind für das Gewicht eines beladenen Wohnmobils nämlich häufig zu schwach. Sie federn schon im Stand ein und können den vollen Federweg gar nicht ausschöpfen.

Bei der Luftfeder dagegen lässt sich der Härtegrad je nach Beladungszustand anpassen. Mit Hilfe eines Kompressors kann der Luftdruck in den Bälgen erhöht oder gesenkt werden. Entsprechend reagiert die Federung härter oder weicher.

Luftfedersysteme unterteilt man grundsätzlich in zwei verschiedene Arten:

  • Vollluftfedern ersetzen die serienmäßigen Stahlfedern
  • Zusatzluftfedern unterstützen die bestehende Serienfederung.

Vollluftfedern

Vollluftfederungen, wie Alkos Air Premium X4, umfassen Federbeine für die Vorderachse (links) und Luftbälge für die Hinterachse.
Vollluftfederungen, wie Alkos Air Premium X4, umfassen Federbeine für die Vorderachse (links) und Luftbälge für die Hinterachse. © Alko

Mit Anschaffungskosten von mindestens 3.000 Euro sind Vollluftfedern die teuersten Luftfedersysteme. Sie eliminieren Wankbewegungen nahezu gänzlich, erhöhen die Spurtreue auf ein Maximum und sorgen dafür, dass das Wohnmobil in Kurven kaum noch ausbricht.

Übrigens: Auch Krankenwagen sind mit Vollluftfedern ausgestattet, um einen schonenden Patiententransport zu ermöglichen.

Per Fernbedienung oder Smartphone-App lassen sich verschiedene Einstellungen an der Vollluftfeder vornehmen. 
Per Fernbedienung oder Smartphone-App lassen sich verschiedene Einstellungen an der Vollluftfeder vornehmen.  © Goldschmitt

Umfangreich ausgestattete Vollluftfedern bieten außerdem diverse Komfortfunktionen. Darunter eine intelligente Niveauregelung, die unterschiedliche Beladungszustände erkennt und automatisch ausgleicht. Im Sportmodus senkt sich das Fahrzeug bei einer zuvor definiteren Geschwindigkeit selbstständig ab. Dazu wird der Druck in den Luftbälgen gesenkt, das Wohnmobil liegt tiefer auf der Straße. Das verringert die Windanfälligkeit und sorgt insbesondere auf der Autobahn für eine noch stabilere Straßenlage.


Zusatzluftfedern

Die Zusatzluftfeder Alko Air Plus funktioniert nach dem 2-Kreis-Prinzip. Der Druck in den beiden Luftbälgen lässt sich unabhängig voneinander verändern.
Die Zusatzluftfeder Alko Air Plus funktioniert nach dem 2-Kreis-Prinzip. Der Druck in den beiden Luftbälgen lässt sich unabhängig voneinander verändern. © Alko

Selbst bei einem neuen Wohnmobil kann der Federungskomfort schon nach wenigen Monaten nachlassen. Denn die serienmäßigen Stahlfedern ermüden unter Dauerbelastung schnell und verlieren an Spannung. Zusatzluftfedern unterstützen die Serienfederung an der Hinterachse und geben dem Wohnmobil mehr Stabilität. Da die Originalfederung erhalten bleibt und die Zusatzluftfedern ausschließlich an der Hinterachse montiert werden, ist eine Nachrüstung schon ab vergleichsweise niedrigen 1.500 Euro möglich.

Der Druck in den Luftbälgen lässt sich über einen Kompressor an den jeweiligen Beladungszustand anpassen. Dabei hebt sich mit steigendem Druck das Heck des Wohnmobils an. Dieser Effekt ist auch bei der Auffahrt auf steile Rampen (z.B. auf einer Autofähre) nützlich, um bei langem Überhang ein Aufsetzen zu vermeiden.

Sonderfall Iveco Daily und MAN TGL: Bei diesen Oberklasse-Wohnmobilen ist häufig eine Überlastung der Vorderachse zu verzeichnen. Insbesondere bei Vollintegrierten und Alkovenmobilen kommt die Serienfederung schnell an ihre Grenzen. Daher gibt es spezielle Zusatzluftfedern für die Vorderachse von Iveco Daily und MAN TGL. Sie schaffen mehr Bodenfreiheit an der Front und verbessern das Fahrverhalten.


Ein- und Mehrkreis-Systeme: Komfort nach Bedarf

Fest im Cockpit installiertes Bedienteil für Zusatzluftfedern der Marke Goldschmitt. Per Tastendruck lässt sich der Luftdruck erhöhen oder senken.
Fest im Cockpit installiertes Bedienteil für Zusatzluftfedern der Marke Goldschmitt. Per Tastendruck lässt sich der Luftdruck erhöhen oder senken. © Goldschmitt

Zusatzluftfedern sind je nach Hersteller und Modell mit einer unterschiedlichen Anzahl an Kreisen (oder auch Kanälen genannt) erhältlich.

  • Beim 1-Kreis-System sind die Luftkreisläufe der Zusatzluftfeder miteinander verbunden und über ein einziges Manometer geregelt. Eine Änderung des Luftdrucks wirkt sich immer auf beide Luftbälge gleichzeitig aus. Einseitiges Anheben oder Absenken ist mit diesem System nicht möglich.
  • Beim 2-Kreis-System lässt sich der Luftdruck in den beiden Luftbälgen unabhängig voneinander regeln. Somit lässt sich beispielsweise eine leichte Schräglage durch ungleiche Beladung ausgleichen.
  • Die umfangreichsten Komfortfunktionen bietet das 4-Kreis-System. Diese Bauart gibt es ausschließlich bei Vollluftfederungen. Jeder Luftbalg besitzt einen eigenen Niveausensor, der den automatischen Ausgleich unterschiedlicher Radlasten ermöglicht. Außerdem lässt sich das Wohnmobil mit einem Knopfdruck waagrecht ausrichten.

Diese Hersteller bieten Luftfedern an

Die Nachrüstung von Vollluftfedern und Zusatzluftfedern dürfen nur ausgebildete Fachleute vornehmen. Denn der Einbau ist mit einem umfangreichen Eingriff ins Fahrwerk verbunden, der außerdem von einer technischen Prüfanstalt (z.B. TÜV oder Dekra) abgenommen werden muss. In Deutschland gibt es mehrere Hersteller von Luftfederungen. Sie nehmen den Einbau der Luftfederung entweder in eigenen Werkstätten vor oder sie kooperieren mit entsprechend geschulten Partnerbetrieben.
 

  • Alko
  • Goldschmitt
  • Linnepe
  • VB Airsuspension

Fazit: Der passende Federungskomfort für jeden Bedarf

Für die Nachrüstung einer Luftfederung sprechen mehrere Vorteile. Luftfederungen versprechen komfortableres Fahrverhalten und mehr Sicherheit auf der Straße. Außerdem sind sie im Rahmen einer Auflastung in einigen Fällen sogar vorgeschrieben. Soll dein Wohnmobil für mehr Stabilität lediglich angehoben werden, genügt ein verhältnismäßig günstiges 2-Kreis-System an der Hinterachse. Sind für dich jedoch Komfortfunktionen wie seitliches Absenken (z.B. beim Entleeren des Abwassertanks) und automatische Niveauregulierung in unterschiedlichen Beladungszuständen ausschlaggebend, ist der Einbau einer 4-Kanal-Vollluftfederung Voraussetzung.