Ab 3,5 Tonnen gelten Wohnmobile rechtlich als Lkw

Das zulässige Gesamtgewicht (zGG) beeinflusst viele Faktoren im Umgang mit einem Fahrzeug. Angefangen von der benötigten Führerscheinklasse, bis hin zu ganz praktischen Auswirkungen bei der Routenplanung. 3,5 Tonnen bilden die magische Grenze: Wiegt dein Wohnmobil maximal 3,5 Tonnen fährst du rechtlich einen Pkw, während ein Wohnmobil über 3,5 Tonnen als Lkw zählt.


Unterschiedliche Führerscheine notwendig

Wohnmobile bis zu einem zulässigen Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen darfst du mit dem Pkw-Führerschein (Klasse B) fahren. Die Maße fallen zwar etwas größer aus als bei einem herkömmlichen Pkw, mit etwas Übung gewöhnst du dich aber schnell an die neuen Dimensionen.

Beträgt das zGG mehr als 3,5 Tonnen gilt das Wohnmobil führerscheinrechtlich als Lkw. Dann ist mindestens die Klasse C1 erforderlich. Für Fahrstunden, Theorie und Prüfung musst du mit Kosten von etwa 2.000 Euro rechnen. Zudem ist ein spezieller Sehtest beim Augenarzt notwendig. Da der C1-Führschein auch für den gewerblichen Güterverkehr gilt, umfasst der Lehrstoff mehr Wissen, als du für die Fahrt mit einem Wohnmobil benötigst.


Gesonderte Verkehrsregeln beachten

Für Wohnmobile bis 3,5 Tonnen gelten weitestgehend die gleichen Regeln wie für Pkw. Abgesehen von einzelnen Abweichungen, wie spezielle Parkverbote, die durch ein Zusatzzeichen gekennzeichnet sind.

Ein Zusatzzeichen findet sich immer in Verbindung mit einem Verkehrsschild. In diesem Fall gilt die entsprechende Regel nur für Wohnmobile.
Ein Zusatzzeichen findet sich immer in Verbindung mit einem Verkehrsschild. In diesem Fall gilt die entsprechende Regel nur für Wohnmobile. © Verkehrsblatt

Schwere Wohnmobile unterliegen dagegen den Regelungen für Lkw. In der Praxis bedeutet das: besondere Vorsicht bei Durchfahrtsverboten, Parkverboten, Geschwindigkeitsbegrenzungen sowie Überholverboten.

Auf Autobahnen dürfen schwere Wohnmobile 100 km/h fahren, während für gewerbliche Lkw eine Grenze von 80 km/h gilt.

Aufgrund der besonderen Anforderungen bei der Routenführung ist die Anschaffung eines speziellen Navigationsgeräts für Camper empfehlenswert. Mit einem Navigationsgerät speziell für Camper, verringerst du außerdem die Gefahr von Bußgeldern.

Hier erfährst du alles über Navigationsgeräte für Camper.


Größer bedeutet nicht zwingend schwerer

Wohnmobile mit geräumiger Heckgarage bieten viel Platz für Campingmöbel und anderes Gepäck. Allerdings solltest du bei großem Stauraum auch immer das Gewicht der Ladung im Auge behalten.
Wohnmobile mit geräumiger Heckgarage bieten viel Platz für Campingmöbel und anderes Gepäck. Allerdings solltest du bei großem Stauraum auch immer das Gewicht der Ladung im Auge behalten. © Fritz Berger

Fairerweise muss man sagen, dass nicht alle Wohnmobile mit zunehmendem Gewicht auch gleichzeitig größere Maße aufweisen. Bei einigen Reisemobilen kannst du beim Kauf wählen, ob du das gewünschte Fahrzeugmodell mit 3,5 Tonnen oder mehr zulassen möchtest. So sind alle Wohnmobile auf Basis des Fahrgestells Fiat Ducato Heavy bereits für eine Auflastung bis maximal 4,5 Tonnen vorbereitet.

Oft ist es ab einer gewissen Größe allerdings ratsam, auch eine höhere Gewichtsklasse zu wählen. Denn bei großen Fahrzeugen ist die Zuladung bei 3,5 Tonnen zGG oft unrealistisch niedrig bemessen. Mehr Platz bedeutet auch mehr Gepäck und dementsprechend entsteht ein höherer Bedarf bei der Zuladung. Daher ist es nicht abwegig, zu sagen: Schwerere Wohnmobile bieten mehr Stau- und Wohnraum, sind aber weniger wendig und die Parkplatzsuche fällt aufgrund ihrer Größe langwieriger aus.

Wie du dein Wohnmobil richtig belädst, erfährst du in diesem Beitrag.


Höhe der Mautgebühren variiert

Die Mautsysteme können in den verschiedenen Reiseländern sehr unterschiedlich sein. Grundsätzlich bezahlen Wohnmobile bis 3,5 Tonnen weniger Maut als Wohnmobile mit höherem Gewicht, da schwere Reisemobile häufig als Lkw behandelt werden. Beispielsweise in Österreich genügt die Klebevignette dann nicht mehr. Stattdessen muss die Maut über ein elektronisches System kilometergenau erfasst werden. Beachte, dass du die elektronische Mautbox vor dem Befahren der mautpflichtigen Straße kaufen musst.

Hier erfährst du alles über die unterschiedlichen Mautsysteme in Europa.


Auf einen Blick: Vor- und Nachteile der Lkw-Zulassung

 bis 3,5 Tonnenüber 3,5 Tonnen
+ Verkehrsregeln wie beim Pkw- Durchfahrtsverbote und Tempolimits für Lkw
+ einige Fahrzeuge kompakter und wendiger+ mehr Wohnfläche bei großen Fahrzeugen
+ Autoführerschein ausreichend- mindestens Führerschein C1 nötig
+ in einigen Ländern Pkw-Maut- höhere Mautgebühren fällig
- weniger Zuladung+ mehr Zuladung

Fazit: Prioritäten setzen

Schwere Wohnmobile bringen stärkere Einschränkungen im Straßenverkehr mit sich. Dafür bieten sie mehr Zuladungsreserven und einen komfortableren Wohnraum. Ob dir Komfort oder Handling wichtiger sind, kannst nur du selbst entscheiden. Es gibt allerdings Fälle, in denen ist eine Auflastung über 3,5 Tonnen unbedingt zu empfehlen. Zum Beispiel, wenn in der Heckgarage ein Motorroller oder Motorrad mitfahren soll. Denn dadurch gehen schnell 150 Kilogramm an Zuladung flöten.

Bedenke auch, dass bei den meisten Wohnmobilen auch eine nachträgliche Auflastung möglich ist. So kannst du ein großes integriertes Reisemobil mit einem zGG von 3,5 Tonnen kaufen und es als Pkw fahren. Stellt sich die Zuladung als zu gering heraus, kannst du das Wohnmobil später noch auflasten.