Hier gebe ich dir Informationen zu den wichtigsten Eigenschaften, die dein Zugfahrzeug auf alle Fälle erfüllen muss, um einen Wohnwagen ziehen zu können.

Anhängelast / Zuglast

Bei der Anhängelast, auch Zuglast genannt, handelt sich um die Last, die an das ziehende Fahrzeug angehängt werden darf. Dieser Wert bezieht sich allein auf das Fahrzeug, nicht auf die Anhängerkupplung. Bei Gespannen wird hierbei nicht das Leergewicht des Anhängers angesetzt, sondern das Gesamtgewicht inklusive Zuladung. Je höher die zulässige Anhängelast des Zugfahrzeuges, desto schwerer darf also dein Wohnwagen sein. Der ADAC empfiehlt, den Wohnwagen so zu wählen, dass seine zulässige Gesamtmasse etwa 200 kg unter der maximal erlaubten Last des Zugfahrzeugs bleibt.

Ob an einem Fahrzeug nachträglich eine Anhängerkupplung montiert werden darf, hängt wesentlich von der maximalen Anhängelast ab. Diesen Wert findest du im Fahrzeugschein des Zugfahrzeuges unter dem Punkt O. 

Rechenbeispiel:

Zulässige Anhängelast Zugfahrzeug1.500 Kilogramm
Leergewicht Wohnwagen1.100 Kilogramm
Zulässiges Gesamtgewicht Wohnwagen1.600 Kilogramm

Leer darfst du diesen Wohnwagen ohne Probleme ziehen. Nutzt du die gesamte Zuladung des Wohnwagens aus, darfst du ihn mit diesem Zugfahrzeug allerdings nicht mehr ziehen. Um ihn ziehen zu dürfen, musst du deswegen auf 100 Kilogramm Zuladung verzichten.

Einige Fahrzeuge dürfen mehr ziehen, als angegeben, wenn der Fahrer während der Fahrt Steigungen über acht Prozent vermeidet. Ist das der Fall, findest du eine Fußnote in den Fahrzeugpapieren.


Anhängerkupplung: starr, abnehmbar, schwenkbar

Dank einer Anhängerkupplung kann fast jedes Auto einen Wohnwagen ziehen. Man unterscheidet zwischen drei Arten der Anhängerkupplung. Vorab: Alle Anhänger lassen sich mit den verschiedenen Anhängerkupplungen gleich gut ziehen. Der Unterschied liegt also nicht in ihrer Nutzlast oder der Funktionalität, sondern lediglich in ihrer Technik und der Anbauweise.

Der MINI Clubman hat eine Anhängelast von 1.300 kg
Der MINI Clubman hat eine Anhängelast von 1.300 kg © BMW AG
  • Bei einer starren Anhängerkupplung ist die Kugelstange permanent mit dem Fahrzeug verbunden und lässt sich nach der Montage nicht mehr abnehmen.
  • Eine abnehmbare Anhängerkupplung eignet sich besonders gut für diejenigen, die nur gelegentlich Anhänger ziehen.
  • Die schwenkbare Anhängerkupplung ist eine Mischung aus starrer und abnehmbarer Anhängerkupplung: sie bleibt ständig am Fahrzeug montiert, kann aber durch Schwenken versteckt werden.

In diesem Blogartikelerfährst du, wie du die richtige Anhängerkupplung für dein Fahrzeug findest und, wie eine Anhängerkupplung in der Werkstatt nachgerüstet wird.


Antriebskonzept: Vorder-, Heck oder Allradantrieb?

  • Fahrzeuge mit Vorderradantrieb sind als Zugfahrzeuge nicht unbedingt geeignet. Denn durch die Stützlast des Anhängers kann die Kraft auf der Vorderachse nicht mehr wie gewohnt wirken. Mit Antriebsschlupfregelung (ASR) funktioniert der Vorderradantrieb besser.
  • Ein Heckantrieb arbeitet im Zugbetrieb zuverlässiger, kann aber bei glatten Straßen im Winter problematisch werden, wenn die Front ausbricht.
  • Fahrzeuge mit Allradantrieb eignen sich als Zugfahrzeuge am besten, da sie selbst bei hoher Beladung für gute Traktion sorgen. Nicht nur Geländewagen sind heutzutage mit Allradantrieb ausgestattet, es gibt mittlerweile auch viele Allradlimousinen und –vans, wie den Ford Galaxy oder den VW Sharan.

Sicherheitsrelevante Assistenzsysteme

Mittlerweile gibt es viele Assistenzsysteme, die Autofahrer entlasten und die Sicherheit erhöhen. Viele davon sind vor allem für Fahrten mit dem Wohnwagen äußert sinnvoll. Dazu gehören unter anderem:

  • Tempomat, Abstands-Regeltempomat oder eine Distanzregelung, die eine Vollbremsung einleiten können.
  • Müdigkeits- und Aufmerksamkeitsüberwachung
  • Intelligente Lichtsysteme: Kurvenlicht, Abbiegelicht oder Fernlichtassistent ermöglichen auch bei schlechten Wetterverhältnissen gute Sicht, ohne den Fahrer mit zusätzlichen Aufgaben zu belasten.
  • Elektronisches Stabilitätsprogramm: Das ESP stabilisiert und verhindert das Aufschaukeln des Fahrzeuges durch gezieltes Beschleunigen und Abbremsen einzelner Räder. Viele Fahrzeuge haben ein weiterentwickeltes ESP speziell für Gespanne. Dieses heißt dann TSA (Trailer Stability Ass­ist) oder TSP (Trailer Stability Program) und arbeitet nach dem gleichen Prinzip.
VW Passat Alltrack mit ESP und Rear Assist
VW Passat Alltrack mit ESP und Rear Assist © Volkswagen AG
Der rote Bereich wird durch die Cam1000-i400 abgedeckt.
Der rote Bereich wird durch die Cam1000-i400 abgedeckt. © dometic
  • Verkehrszeichenbeobachter: Scannt Verkehrszeichen und alarmiert den Fahrer beispielsweise bei Geschwindigkeitsüberschreitung. Das ist wichtig, da laut Kraftfahrt-Bundesamt 60% aller Verkehrsverstöße in Deutschland auf überhöhte Geschwindigkeit zurück zu führen sind.
Der Volkswagen Golf erkennt Verkehrszeichen.
Der Volkswagen Golf erkennt Verkehrszeichen. © Volkswagen AG

Beschaffenheit der Reifen

Je breiter die Reifen, desto besser.
Je breiter die Reifen, desto besser. © AUDI AG

Bei den Reifen gilt: je breiter, desto sicherer. Deswegen braucht ein Zugfahrzeug möglichst breite Reifen. Damit erhöht sich die Fahrstabilität und die Auflagefläche, was Kurvenverhalten und Traktion verbessert.

Breite Reifen reagieren bei Spurrinnen und starken Lenkeinflüssen oft empfindlich.


Getriebe: Automatik oder manuell?

Dient das Auto hauptsächlich als Zugfahrzeug, spielt das Getriebe eine wichtige Rolle. Viele Autofahrer ziehen ein Automatik-Getriebe einem Schalt-Getriebe vor. Das ist vor allem der Bequemlichkeit geschuldet. Denn Anfahren am Berg oder Fahrten in der Innenstadt gestalten sich mit Automatik-Getriebe deutlich komfortabler. Doch beim Ziehen eines Wohnwagens ist auch ein anderer Punkt wichtig: ein hoher Schaltkomfort ohne spürbare Zugkraftunterbrechung. Damit das Zugfahrzeug nicht nach jedem Schaltvorgang wieder übermäßig beschleunigen muss, empfiehlt sich eine Wandlerautomatik, oft auch Drehmomentwandler genannt. Sie arbeitet nahezu verschleißfrei, der Spritverbraucht ist bei Fahrzeugen mit Drehmomentwandler allerdings höher.

Wählhebel eines Automatikgetriebes in einem Ford Tourneo
Wählhebel eines Automatikgetriebes in einem Ford Tourneo © Ford of Europe GmbH

Motor: Diesel oder Benziner?

Bei der Wahl des Zugfahrzeuges spielt die Leistung eine wichtige Rolle. Achte also auf einen hohen kW- und PS-Wert. Als Faustformel kannst du dir merken:

(Gewicht Zugfahrzeug+Gewicht Anhänger)/PS Zugfahrzeug=max. 37 kg / PS
(1.800 kg+1.500 kg)/104 PS== 31,7 kg / PS

Auf den ersten Blick kann unser Zugfahrzeug mit 1.800 Kilogramm und 104 PS einen Wohnwagen mit 1.500 Kilogramm zGG leicht ziehen.

Blick in den Motorraum des Golf 2.0 TDI DSG mit 110 kW
Blick in den Motorraum des Golf 2.0 TDI DSG mit 110 kW © Volkswagen AG

Doch Leistung sollte nicht das einzige Kriterium sein, welches du heranziehst. Ein hohes Drehmoment (Angabe in Newtonmeter) ist gerade bei Fahrten mit Anhänger wichtiger als hohe Spitzenleistung (kW und PS).

Das Drehmoment ist für die Schubkraft des Motors ausschlaggebend. Das ist der Hauptgrund, warum landwirtschaftliche Maschinen und schwere LKW mit Dieselmotoren fahren. Denn diese Motoren sind für das Ziehen von Lasten ausgelegt. Benzinmotoren können das auch, benötigen aber für eine ähnliche Leistung mehr PS und damit mehr Kraftstoff.

Je größer das Drehmoment also ist, desto leichter ist es für dein Fahrzeug, auch schwere Anhänger zu ziehen.

Bei Zugfahrzeugen sprechen mehrere Gründe für ein Dieselfahrzeug: denn selbst bei gleichem Hubraum hat der Dieselmotor ein größeres Drehmoment als ein Benziner. Diesen erreichen Dieselmotoren allerdings bereits bei niedrigen Drehzahlen und fahren deswegen spritsparender als Benziner. Zusätzlich sind dieselbetriebene Fahrzeuge mit einem Turbolader ausgestattet, um die bauartbedingt schlechtere Motorleistung auszugleichen.


Radstand: kurz oder lang?

Der Radstand beschreibt, wie weit Vorder- und Hinterachse von Fahrzeug oder Anhänger auseinanderliegen.

  • Ein kurzer Radstand resultiert in einer größeren Wendigkeit des Fahrzeuges, was sich positiv auf die Geländegängigkeit auswirkt.
  • Ein langer Radstand verbessert die Fahrstabilität und den -komfort. Je größer der Radstand, desto sicherer liegt das Gespann auf der Straße. Kompakte Kleinwagen zeigen also mit Anhänger weniger Fahrstabilität als große Kombis, Limousinen oder Vans.
Der BMW X3 hat einen Radstand von 2,86 Metern.
Der BMW X3 hat einen Radstand von 2,86 Metern. © ADAC Uwe Rattay
Der VW Tiguan beträgt der Radstand  nur 2,68 Meter.
Der VW Tiguan beträgt der Radstand nur 2,68 Meter. © ADAC Uwe Rattay

Rückfahrkamera

Das Bild der Rückfahrkamera
Das Bild der Rückfahrkamera © Fritz Berger

Vor allem zum Ankuppeln eines Wohnwagens kann eine Rückfahrkamera sehr sinnvoll sein. Bei einigen Geräten gibt es sogar einen Anhängermodus, bei dem der Weg des Anhängers beim Rückwärtsfahren angezeigt wird.

In diesem Blogbeitrag erfährst du, wie du eine Rückfahrkamera nachrüsten kannst.


Stützlast 

Als Stützlast wird die Kraft bezeichnet, die mit dem Anhänger auf die Anhängerkupplung des Zugfahrzeugs einwirkt. Angaben zur zulässigen Stützlast deiner Anhängerkupplung sowie die der Wohnwagendeichsel findest du unter Punkt 13 im Fahrzeugschein des jeweiligen Fahrzeugs. 


Zuladung / Nutzlast

Als Zuladung oder auch Nutzlast wird das Gewicht der Ladung bezeichnet, das ein Fahrzeug aufnehmen kann, bis die zulässige Gesamtlast erreicht ist. Je mehr Zuladung das Fahrzeug hat, desto mehr Dinge kannst du in den Kofferraum laden.

Fällt die Zuladung hoch aus, kann Campingausrüstung auch in den Kofferraum.
Fällt die Zuladung hoch aus, kann Campingausrüstung auch in den Kofferraum. © Ford of Europe GmbH

Sowohl das Gewicht der Anhängerkupplung als auch die Stützlast des Anhängers mindern die Nutzlast.

Manche Fahrzeughersteller erlauben im Anhängerbetrieb teils höhere zulässige Gesamtgewichte. Ist das der Fall, findest du eine Fußnote in der Fahrzeugbescheinigung Teil I.

Damit das Gespann ruhig fährt, ist es wichtig, Gepäck gleichmäßig links und rechts zu verteilen. Leichte Sachen gehören nach oben, schwere Gegenstände möglichst weit nach unten, am besten in Nähe der Achse.

In diesem Blogbeitrag erfährst du, wie du Zugfahrzeug und Wohnwagen richtig belädst.


Fazit: Zusammenfassung aller Merkmale

Hast du die Möglichkeit, dir das perfekte Zugfahrzeug zusammenzustellen, kannst du über folgende Ausstattungsmerkmale nachdenken:

  • möglichst hohe Anhängelast
  • Allradantrieb
  • sicherheitsrelevante Assistenzsysteme
  • breite Reifen
  • Automatikgetriebe, möglichst mit Drehmomentwandler
  • Dieselmotor mit viel PS und einem hohen Drehmoment
  • möglichst großer Radstand
  • möglichst hohe Stützlast
  • große Zuladung