„H-Zulassung“ ist deutsche Besonderheit

Deutschland ist ein Autoland. Und für die langjährige Treue unseres Fahrzeugs bedanken wir uns zu seinem 30. Geburtstag mit einem besonderen Nummernschild. Das H-Kennzeichen wurde 1997 zur „Pflege des kraftfahrzeugtechnischen Kulturgutes“ eingeführt. Beantragen kann man das Oldtimer-Kennzeichen für verschiedenste Fahrzeuge mit zwei, vier oder mehr Rädern - auch für das Wohnmobil.


Voraussetzungen für die Oldtimer-Zulassung

Damit die Einstufung als historisch gelingt, muss das Wohnmobil oder der Wohnwagen bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Die Erstzulassung muss vor mindestens 30 Jahren erfolgt sein.

Das Wohnmobil muss sich weitestgehend im Originalzustand befinden. Restaurierungsarbeiten und Reparaturen müssen fachmännisch durchgeführt sein. Altersbedingte Abnutzung (Patina) wird bis zu einem gewissen Maß toleriert. Ist aber beispielsweise die Karosserie zu großen Teilen von Rost zerfressen, kann das H-Kennzeichen verweigert werden.

Stilecht eingerichtet: dieses gepflegte Fahrzeugt befindet sich im Besitz des Erwin Hymer Museums. Dem einzigen deutschen Campingmuseum.
Stilecht eingerichtet: dieses gepflegte Fahrzeugt befindet sich im Besitz des Erwin Hymer Museums. Dem einzigen deutschen Campingmuseum. © Autor

Alle Umbauten müssen zeitgenössisch erfolgt sein. Wurden Möbel oder Einrichtungsgegenstände nachträglich ersetzt, müssen sie technisch und optisch dem Stand bei Erstzulassung des Fahrzeugs entsprechen. Heißt im Klartext: Eine moderne Campingtoilette hat in einem Oldtimer-Wohnmobil nichts zu suchen.

Für den Besitzer eines Campingfahrzeuges kann die Erfüllung dieser Vorgabe zu einer echten Herausforderung werden. Denn während sich im Pkw-Bereich eine ganze Branche auf Oldtimer-Originalteile spezialisiert hat, ist zeitgenössisches Campingequipment nur über Kontakte zu anderen Oldtimer-Besitzern und den privaten Kleinanzeigenmarkt erhältlich.


Ist die Anschaffung eines Oldtimer-Wohnmobils teuer?

Im Allgemeinen gelten Oldtimer als teures Hobby. Besonders seltene Fahrzeuge werden sogar als Wertanlage gehandelt. Dieser elitär anmutende Charakter beschränkt sich aber auf den Markt für Pkw-Oldtimer. Wohnmobile dagegen sind meistens günstig zu haben, abgesehen von besonderen Liebhaberexemplaren wie dem VW Bus T1 und T2.


Diese Vorteile bringt ein H-Kennzeichen für das Wohnmobil

Dieses Hymermobil 520D wurde in den 1970er Jahren gebaut.
Dieses Hymermobil 520D wurde in den 1970er Jahren gebaut. © Michael Gaida / pixabay.de
  1. Ist das Wohnmobil oder der Campingbus als Oldtimer zugelassen, beträgt die jährliche Kfz-Steuer pauschal 191,73 Euro. Für viele Wohnmobilbesitzer ist das eine Ersparnis, da die Steuerbelastung für Reisemobile in der Regel weit mehr als 200 Euro beträgt.
  2. Für Oldtimer gibt es spezielle Versicherungsangebote. Diese sind teilweise günstiger als eine herkömmliche Kfz-Versicherung mit Vollkaskoschutz. Achte darauf, dass die Versicherung keine Einschränkungen bezüglich Auslandsfahrten vorschreibt. Außerdem legen manche Versicherungen ein Mindestalter von 25 Jahren für den Fahrer fest.
  3. Mit H-Kennzeichen darfst du Umweltzonen befahren, auch wenn dein Wohnmobil keine grüne oder gelbe Plakette besitzt. Diese Regel gilt allerdings nur innerhalb Deutschlands, da das H-Kennzeichen auf einer nationalen Verordnung basiert und keine EU-Richtlinie darstellt.
  4. Fahrten ins Ausland sind mit H-Kennzeichen grundsätzlich möglich. Einschränkungen kann jedoch die Versicherung festlegen (siehe Punkt 2).
  5. Auch die gewerbliche Nutzung des Wohnmobils (z.B. für die Vermietung) ist erlaubt.

Oldtimer-Kennzeichen für den Wohnwagen

Auch für einen Wohnwagen kannst du ein H-Kennzeichen beantragen. Bei Wohnanhängern ist die Oldtimer-Zulassung aber weniger sinnvoll, da die Steuerpauschale von 191,73 Euro teurer ausfällt, als die Anhänger-Besteuerung nach herkömmlichem Maßstab.


Wo beantrage ich ein H-Kennzeichen für mein Wohnmobil?

Wie bei jeder An- oder Ummeldung, erfolgt auch die Beantragung eines H-Kennzeichens bei der zuständigen Zulassungsstelle. Neben den üblichen Papieren (Zulassungsbescheinigung Teil I und II, Versicherungspolice (eVB-Nummer), Personalausweis) benötigst du ein Oldtimer-Gutachten und eine Bescheinigung über die bestandene Hauptuntersuchung.

Das Oldtimer-Gutachten erstellen Sachverständige von TÜV oder der Dekra. Wie auch bei der Abnahme von Selbstausbauten zur Wohnmobil-Zulassung, haben die Prüfer beim Oldtimer-Gutachten einen gewissen Entscheidungsspielraum. Wenn du dir nicht sicher bist, ob dein Wohnmobil den Anforderungen entspricht, erkundigst du dich am besten vorab bei deiner örtlichen Prüfstelle.


Was kostet die Oldtimer-Zulassung für das Wohnmobil?

Wie oben bereits erwähnt, bringt das H-Kennzeichen auch finanzielle Vorteile mit sich. Für die Beantragung der Oldtimer-Zulassung musst du aber zunächst folgende Ausgaben einplanen:

Oldtimer-GutachtenCa. 100-200 EuroJe nach Umfang und Aufwand
Hauptuntersuchung (HU)Ca. 50-100 EuroJe nach Fahrzeugart und –gewicht
UmmeldungCa. 100 EuroJe nach Bundesland
Kfz-Steuer191,73 EuroPro Jahr
Wunschkennzeichen10,20 (+ ggf. 2,60 für Online-Reservierung) 

Wo kann ich mich über Oldtimer informieren?

Für ein Szenetreffen wurde dieser VW-Bus besonders herausgeputzt.
Für ein Szenetreffen wurde dieser VW-Bus besonders herausgeputzt. © Autor

Auch wenn die Camping-Oldtimerszene vergleichsweise überschaubar ist, haben sich einige wenige Interessensgruppen etabliert.

Ansprechpartner und Szenetreff für historische Wohnmobile und Wohnwagen ist das Erwin Hymer Museum in Bad Waldsee. Das Museum ist Teil der Erwin Hymer Stiftung, kümmert sich aber herstellerübergreifend um den Erhalt historisch bedeutsamer Campingfahrzeuge und –zubehör. Auf dem Museumsgelände finden regelmäßig Vorträge und Workshops für Oldtimerinteressierte statt.

Bereits seit 1988 haben sich Liebhaber historischer Campingfahrzeuge im Camping-Oldie-Club (COC) zusammengeschlossen. Der Verein beschreibt sich selbst als eine Interessensgemeinschaft zur Pflege alter Zelte, Zeltanhänger, Klappcaravans, Wohnwagen, Reisemobile und zur Pflege alten Camping-Brauchtums. Ein weiterer Verein ist der Oldie-Camping-Club Deutschland (OCCD). Auch hier sind alle Camper unabhängig von Marke oder Art ihrer Campingform gerne gesehen.

Die Mitglieder beider Clubs leben verteilt über ganz Deutschland. Regelmäßig trifft man sich auf wechselnden Campingplätzen und Veranstaltungen der Oldtimer-Szene.


Fazit: nachhaltig profitieren

Mehrere Hundert Euro wirst du für die Beantragung des H-Kennzeichens investieren müssen. Dafür profitierst du auf lange Sicht von Vergünstigungen bei Steuer und Versicherung. Außerdem darfst du mit deinem Oldtimer-Wohnmobil in deutschen Umweltzonen fahren und parken.

Die Investition in das H-Kennzeichen rentiert sich daher erst bei einer gewissen Nutzungsdauer. Überlege gut, ob du dem regelmäßigen Wartungs- und Pflegeaufwand eines Oldtimers gewachsen bist. Falls ja, steht einer langen Beziehung mit deinem Oldie-Camper nichts im Wege.