Unterschiedliche Anforderungen je nach Art der Behinderung
Menschen mit Behinderung haben besondere Anforderungen an Campingplätze. Je nach Art der Behinderung können die Ansprüche unterschiedlich ausfallen. Während ein Camper mit Sehbehinderung auf Blindenschrift angewiesen ist, müssen die Zugänge zur Rezeption und den Sanitäranlagen für Rollstuhlfahrer ebenerdig angelegt sein.
Behindertengerecht, barrierefrei oder rollstuhlgerecht? Auf die Bezeichnung kommt es an
Es gibt verschiedene Begriffe, mit denen Campingplätze auf spezielle Einrichtungen für Menschen mit Behinderung hinweisen. Ist ein Campingplatz oder ein Bestandteil der Anlage als barrierefrei gekennzeichnet, müssen bestimmte Anforderungen nach dem Behindertengleichstellungsgesetz erfüllt sein. Die Bezeichnungen rollstuhlgerecht oder behindertengerecht unterliegen dagegen keinen allgemein gültigen Kriterien.
Für einen behinderten Camper können folgende Ausstattungsmerkmale relevant sein:
- Parkmöglichkeit direkt am Wohnwagen oder der Mietunterkunft
- Hinweisschilder, Speisekarten etc. in Blindenschrift
- Befestigte Wege ohne Stufen und andere Hindernisse
- Barrierefreie Sanitäranlagen mit geräumigen Duschkabinen
- Rampen oder Aufzüge
- Lichtschalter und andere Bedienelemente, die sich vom Rollstuhl aus leicht erreichen lassen
- Breite und automatisch öffnende Türen
- Spezielle Schwimmhilfen in Poolanlagen oder Schwimmbädern
Kennzeichnungssystem „Reisen für alle“
Da einheitliche Qualitätskriterien fehlen, fällt Behinderten die Wahl eines geeigneten Campingplatzes schwer. Dieser Problematik nimmt sich die Organisation „Reisen für alle“ an. Das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderte Projekt entwickelt bundesweite Qualitätsstandards für barrierefreie touristische Unterkünfte. Das eigens erarbeitete Kennzeichnungssystem ist gemeinsam mit Betroffenenverbänden und Beteiligten aus der Tourismusbranche entstanden.
Die von „Reisen für alle“ zertifizierten Unterkünfte werden von geschultem Personal besucht und begutachtet. Die Bewertungen basieren also nicht auf einer Selbstauskunft der Campingplätze. Außerdem muss mindestens ein Mitarbeitender des zertifizierten Beherbergungsbetriebs eine Schulung zum Thema Barrierefreiheit absolviert haben.
Wenn du deinen Urlaub auf einem barrierefreien Campingplatz verbringen möchtest, solltest du dich auch über die Infrastruktur in der Umgebung des Platzes erkundigen. Damit du beziehungsweise deine behinderte Reisebegleitung auch die umliegenden Orte erkunden könnt, sollten barrierefreie Haltestellen des öffentlichen Nahverkehrs in der Nähe des Campingplatzes liegen.
Alle von "Reisen für alle" zertifizierten Campingplätze lassen sich über eine Suchmaschine finden.
Wie finde ich einen behindertengerechten Campingplatz?
Im Internet finden sich mehrere Campingplatzverzeichnisse, die barrierefreie und behindertengerechte Campingplätze listen. Wie umfangreich der jeweilige Platz jedoch genau auf die Bedürfnisse von Menschen mit Handicap eingerichtet ist, erfährst du meistens nur auf Nachfrage beim Campingplatz selbst.
Diese Verzeichnisse helfen bei der Suche nach einem barrierefreien Campingplatz:
Behindertengerechtes Camping im Camping Resort Zugspitze
Oftmals sind es die 5-Sterne-Campingplätze, die sich besonders auf die Bedürfnisse behinderter Camper einstellen. Denn diese Campingplätze bieten ohnehin umfangreiche Ausstattung und die Anlagen und Gebäude sind geräumig gestaltet.
Einer dieser behindertenfreundlichen Campingplätze ist das Camping Resort Zugspitze im oberbayerischen Grainau. Die großzügigen Parzellen sind ebenerdig und auf festem Untergrund angelegt. Die Sanitäranlagen, teils mit Privatbädern ausgestattet, bieten barrierefreie Dusche und behindertengerechte Toiletten sowie Waschbecken.
Direkt gegenüber des Camping Resort Zugspietze befindet sich der zugehörige 3-Sterne-Campingplatz Camping Erlebnis Zugspitze. Dort gibt es sogar einen Fritz-Berger-Shop, der Camper mit allen notwendigen (Klein)teilen vor Ort versorgt.
Barrierefreie Wohnmobile und Wohnwagen
Nicht nur der Campingplatz, auch das Campingfahrzeug muss besondere Ansprüche erfüllen. So benötigen insbesondere Rollstuhlfahrer zum Einstieg eine besonders breite Aufbautüre in Kombination mit einer Rampe oder einem Lift. Auch eignet sich nicht jeder Grundriss für behindertengerechte Umbauten.
Es macht auch einen Unterschied, ob die behinderte Person das Fahrzeug fahren möchte oder als Mitfahrer verreist. Auch für ersteren Fall gibt es Lösungen.
Behindertengerechte Wohnmobile und Wagen gibt es nicht von der Stange. Es handelt sich fast immer um individuelle Umbauten, die spezifisch auf die Anforderungen des jeweiligen Campers ausgerichtet sind. Daher sind barrierefreie Campingfahrzeuge auch sehr teuer. Die Anschaffungskosten für ein barrierefreies Wohnmobil betragen oftmals 100.000 Euro und mehr. Diese Kosten muss der Camper selbst tragen – einen Zuschuss von der Krankenkasse gibt es nicht.
Ein Hersteller individuell ausgebauter Wohnmobile ist die Firma HRZ Reisemobile aus Bretzfeld. Nach eigenen Angaben macht die Produktion behindertengerechter Umbauten etwa 15 Prozent an der Gesamtproduktion des Unternehmens aus.
HRZ Reisemobile bietet behindertengerechte Reisemobile auf Basis des Mercedes Sprinter an. Der Innenraum ist so gestaltet, dass Rollstuhlfahrer alle Bereiche wie Spülbecken, Kocher, Schubladen sowie Dusche und Toilette aus eigener Kraft erreichen können. HRZ Reisemobile bietet zwei behindertengerechte Wohnmobile an. Den Reha Camper 2 und den Reha Camper 2+, bei dem ein zusätzliches Bett für eine Begleitperson im Hochdach untergebracht ist.
Behindertengerechten Camper mieten
Barrierefreie Campingfahrzeuge lassen sich auch mieten. Auf diesem Wege können behinderte Menschen verhältnismäßig günstig in den Campingurlaub fahren. Etwa 150 Euro kostet ein behindertengerechtes Mietmobil pro Nacht .
Rollstuhlgerechte Wohnmobile lassen sich zum Beispiel bei der Firma Awomi mieten.Das Wohnmobil Awomi Sky besitzt ein 205 Zentimeter langes Einzelbett im Heck, das Rollstuhlfahrern einen leichten Einstieg ermöglicht. Optional lässt sich die Liegefläche auch zum Doppelbett erweitern. Ein Hubbett bietet zusätzliche Schlafplätze im vorderen Teil des Wohnmobils. Die extra breite Aufbautüre ist mit einem elektrischen Rollstuhllift mit 340 Kilo Tragkraft versehen. Der Grundriss ist so konzipiert, dass im Innenraum ausreichend Platz für einen Rollstuhl bleibt.
Fazit: Campingurlaub eignet sich für jeden
Camping ermöglicht individuellen Urlaub für Menschen mit Beeinträchtigungen. Behindertengerechte und barrierefreie Campingplätze gibt es mehr, als man vielleicht denken würde. Leider ist eine entsprechende Ausstattung in Campingführern und auch auf den Internetseiten der Campingplätze nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich. Kennzeichnungssysteme wie "Reisen für Alle" sind ein guter Ansatz, Barrierefreiht stärker zu bewerben.