An diesen Stationen haben Silke und Benjamin auf dem ersten Teil ihrer Reise Halt gemacht.
An diesen Stationen haben Silke und Benjamin auf dem ersten Teil ihrer Reise Halt gemacht. © Fritz Berger

Die Atlantikküste – Spaniens wilde Schönheit

Wunderschöne Stellplätze im Norden Spaniens
Wunderschöne Stellplätze im Norden Spaniens © Fritz Berger

Wer an Spanien denkt, denkt meistens auch an Hitze, Strände und Sommerurlaub. Im Norden Spaniens herrscht jedoch ein anderes Klima. Geprägt vom Atlantik ist es hier oft regnerisch, wechselhaft und kühl. Selbst im Sommer übersteigt die Temperatur selten 30 Grad. Tatsächlich hat Santiago de Compostela mehr Regentage als London. Dennoch oder gerade deshalb ist der Norden Spaniens ein wunderschönes, abwechslungsreiches Reiseziel. Durch das feuchte Klima ist die Landschaft herrlich grün und blüht vor allem im Frühjahr in den unterschiedlichsten Farben. Reisende erwarten wunderschöne Strände, einsame spanische Dörfer, schroffe Gebirge wie die Picos de Europa, aber auch moderne Städte. Besonders Aktivurlauber kommen auf ihre Kosten: der Norden verfügt über ein ausgeprägtes Wandernetz, Surfspots und wunderschöne Fahrradwege entlang der wilden Küste.

Die wilden einsamen Strände Nordspaniens faszinierten uns.
Die wilden einsamen Strände Nordspaniens faszinierten uns. © Fritz Berger
Regenkleidung gehört unbedingt ins Gepäck.
Regenkleidung gehört unbedingt ins Gepäck. © Fritz Berger

Ein Großteil des Tourismus dürften die Pilger des Jakobswegs ausmachen, aber auch Wohnmobilisten kommen voll auf ihre Kosten. Während Campingplätze häufig nur in den Sommermonaten geöffnet sind, verfügt die Region über ein dichtes Stellplatznetz. Viele der Stellplätze sind auch noch kostenlos. Auch eine Nacht auf einem abgelegenen Parkplatz wird oft geduldet.


Schon der Weg nach Galizien macht Lust auf mehr

Wir hatten vor, uns vor allem auf die autonome Region Galizien zu konzentrieren. Durch die lange Anreise von über 1700 Kilometern hielten wir aber auch davor schon einige Male und verliebten uns sofort in die naturbelassene Küste Nordspaniens. Allein bis wir die iberische Halbinsel erreicht hatten, hatten wir schon etliche Kilometer hinter uns gebracht und freuten uns auf unseren ersten Stopp am Meer in Orio. Der schöne Strand umgeben von grünen Hügeln und einem Fluss weckten Vorfreude auf die kommenden Tage. Wir verbrachten die Nacht auf dem Campingplatz Orio und hatten am nächsten Tag einen besonders schönen Streckenabschnitt vor uns. Die N634 führt von Zarautz bis Deba direkt an der Atlantikküste entlang, wunderschöne Ausblicke sind garantiert! Weiter ging es dann aber auf der Autobahn und es fing leider auch an, zu regnen und hörte für den Rest des Tages auch nicht mehr auf. Wir hielten dennoch an den Dünen von Liencres. Auch bei Regenwetter sind die schönen Strände sehr sehenswert! Bevor wir zu unserem Stellplatz in Cobreces fuhren, liefen wir noch durch die mittelalterlichen Gassen von Santillana del Mar. Normalerweise ist es eine Touristenhochburg, durch das schlechte Wetter und Corona war allerdings nicht allzu viel los.

Die N634 führt von Zarautz bis Deba immer an der Küste entlang und bietet tolle Ausblicke.
Die N634 führt von Zarautz bis Deba immer an der Küste entlang und bietet tolle Ausblicke. © Fritz Berger

Die nette Stellplatzbetreiberin empfahl uns für den nächsten Tag zum einen die kleine Bäckerei im Ort, in der im Holzofen leckere Quesadas gebacken werden, typisch kantabrische Käsekuchen. Zum anderen riet sie uns, noch zur Steilküste von Bolao zu laufen. Wir passten eine kurze Regenpause ab und spazierten zum tollen Aussichtspunkt.
Anschließend fuhren wir weiter in Richtung Westen. Auf dem Weg dorthin hielten wir bei den Bufones de Pria. Durch eine geologische Besonderheit schießt bei Flut Wasser durch Öffnungen in den Felsen. Die teilweise meterhohe Fontäne ähnelt optisch einem Geysir. Leider erwischten wir die Gegend bei Ebbe und sahen nur einen leichten Sprühnebel, die Küste war dennoch wunderschön. Eine weitere Pause legten wir am herrlichen Praya de Frejulfe in Asturien ein. Der Sand des einsamen Strandes erscheint nass nahezu schwarz, dazu blühte die Küste in vielen Farben. 

Praya de Frejulfe
Praya de Frejulfe © Fritz Berger

Einsame Strände, malerische Dörfer, abgelegene Leuchttürme

Schließlich erreichten wir die Region Galizien, wo wir zunächst für einige Tage einen Campingplatz gebucht hatten, um erstmal anzukommen und von dort aus Ausflüge zu unternehmen. Der kleine Campingplatz Rinlo Costa bei Rinlo ist recht neu angelegt und wir wurden sehr freundlich empfangen. Wir waren fast die einzigen Besucher und konnten so die absolute Ruhe in ländlicher Umgebung und Meeresnähe genießen und die Kinder unbeschwert toben lassen. Zudem hatten wir die Tage unheimlich Glück mit dem Wetter.

Absolute Ruhe auf dem Rinlo Costa.
Absolute Ruhe auf dem Rinlo Costa. © Fritz Berger

Wir liefen in das kleine Dorf Rinlo, das zunächst wie ausgestorben wirkte, am Hafen dennoch sehr eindrucksvoll aussah. Wir besichtigten die kleine, aber geschäftige Stadt Ribadeo mit schönem Hafen und fuhren zum abgelegenen Leuchtturm von Ribadeo. Wir wanderten zum Praia dos Castros, einem Strand, der von hohen zerklüfteten Felsen umgeben und dadurch nur bei Ebbe begehbar ist. Und schließlich fuhren wir zum Strand Las Catedrales, der wohl größten Attraktion der Gegend. Bei Ebbe werden hier viele Bögen und Höhlen frei gelegt, die teilweise an die Gänge einer Kathedrale erinnern. Schön für die Kinder waren auch die vielen Pfützen im Sand, die die Flut hinterließ. Durch die Sonne waren diese schön aufgewärmt und perfekt zum Baden.

Rinlo
Rinlo © Fritz Berger

Nach einigen Tagen verließen wir unseren ruhigen Platz, um den Nordwesten Spaniens weiter zu entdecken. Unser erster Halt war das Cabo Ortegal bei Cariño. Allein die Anfahrt dorthin war mit unserem 7 Meter Wohnmobil abenteuerlich. Wir waren kurz davor, umzudrehen, als wir doch noch einen Weg entdeckten, der uns zum einsamen Leuchtturm, einem der nördlichsten Punkte Spaniens, führte. Zum Glück, denn der Ausblick auf den rot weißen Leuchtturm war spektakulär, auch wenn schon wieder dunkle Wolken aufzogen. Das Kap gilt als Grenze zwischen dem kantabrischen Meer und dem Atlantik, in Richtung Westen steigen die zweithöchsten Klippen Europas empor. Als wir schließlich wieder weiterfuhren, wurden wir mit einem wunderschönen, kräftigen Regenbogen belohnt.

Am Cabo Ortegal erwartete uns nach abenteuerlicher Anfahrt ein schöner Leuchtturm.
Am Cabo Ortegal erwartete uns nach abenteuerlicher Anfahrt ein schöner Leuchtturm. © Fritz Berger

Die Nacht verbrachten wir auf einem Parkplatz mit Blick auf die umwerfende Bucht von Pantín, einem bekannten Surferort. Um an den schönen breiten Sandstrand zu gelangen, muss man durch einen kleinen Fluss waten, ein Abenteuer für die Kinder.

Der Strand von Pantín ist ein beliebter Surfspot – und ein toller Übernachtungsplatz!
Der Strand von Pantín ist ein beliebter Surfspot – und ein toller Übernachtungsplatz! © Fritz Berger

Wandern an der Costa da Morte

Weiter ging es für uns an die Costa da Morte. Der Küstenabschnitt wird deshalb Todesküste genannt, da durch verschiedene Strömungen unzählige Schiffe gekentert sind und einige Besatzungsmitglieder dabei verstorben sind. Wir hatten glücklicherweise vor, den Abschnitt zu Fuß zu erkunden. Deswegen starteten wir eine kleine Wanderung im Küstenort Laxe, der vor allem für seine weiße Düne bekannt ist. Von dort aus ging es den Berg hinauf, immer am tosenden Meer entlang zum Leuchtturm. Vorbei am Fels der Liebenden gelangten wir zum Glassteinstrand, der vor allem unsere Kinder faszinierte. Durch eine naheliegende Glasfabrik wurden hier über Jahre Glasscherben angespült, die das Meer in Glassteine umgewandelt hat. Übernachtet haben wir schließlich einige Kilometer weiter direkt hinter der Düne von Mortomo. Nach einem wunderschönen Sonnenuntergang verbrachten wir eine stürmische Nacht mit heftigem Regen.

Die weiße Düne von Laxe
Die weiße Düne von Laxe © Fritz Berger
Sonnenuntergang in Mortomo
Sonnenuntergang in Mortomo © Fritz Berger

Unser nächster Übernachtungsplatz war nicht allzu weit entfernt und wirklich spektakulär. Wir standen direkt an den Klippen des Cabo Fisterra, dem „Ende der Welt“. Zunächst waren wir komplett allein und genossen die schöne Aussicht auf den Leuchtturm und das gute Wetter. Hier endet offiziell der Jakobsweg, viele Pilger wandern nach Santiago noch zum westlichsten Punkt Spaniens, um dort eine Jakobsmuschel zu sammeln.

Cabo Fisterra – „das Ende der Welt“ und das Ende des Jakobswegs.
Cabo Fisterra – „das Ende der Welt“ und das Ende des Jakobswegs. © Fritz Berger
Viel schöner kann man nicht stehen!
Viel schöner kann man nicht stehen! © Fritz Berger

Obwohl wir uns am schönen Ausblick gar nicht satt sehen konnten, fuhren wir am nächsten Tag weiter, um bei Baroña wandern zu gehen. Das erste Highlight erwartete uns bereits nach einem kurzen Fußmarsch. Das Castro de Baroña ist eine keltische Ausgrabungsstätte aus dem 1. Jahrhundert. Schon auf dem Weg zur Halbinsel sind steinalte Wagenspuren in den Felsen zu erkennen. Das ehemalige Dorf bestand vorwiegend aus vielen kleinen runden Häusern, deren Umrisse heute noch gut zu erkennen sind. Weiter ging es durch Eukalyptus- und Pinienwälder über kleine abgelegene, galizische Dörfer bis hin zu schönen, einsamen Stränden. Selbst unsere Kinder waren fasziniert von der großartigen Landschaft und liefen die acht Kilometer tapfer mit. Erschöpft fuhren wir zu unserem Stellplatz in Noia.

Castro de Baroña
Castro de Baroña © Fritz Berger

Am nächsten Tag fuhren wir nach Santiago de Compostela. Hier parkten wir unser Wohnmobil auf dem Busparkplatz für eine Tagesgebühr von vier Euro und liefen in die Stadt. Aufgrund von Corona war die Innenstadt, die normalerweise sicher mit vielen Pilgern gefüllt ist, fast wie ausgestorben. Auf dem großen Platz vor der Kathedrale war nicht viel los und auch drinnen war es angenehm ruhig, sodass wir uns in Ruhe die Gebeine des Hl. Jakobus in der Krypta anschauen konnten. Mittags aßen wir in einem kleinen netten Restaurant Paella mit Hummer, was wirklich hervorragend schmeckte. Um die Nacht zu verbringen, war uns der Parkplatz nicht schön genug und wir fuhren zurück ans Meer auf die Illa de Arousa. Der Stellplatz direkt an der Brücke zur Insel liegt direkt am Wasser neben einem schönen Kinderspielplatz - perfekt für uns.

Kathedrale von Santiago de Compostela
Kathedrale von Santiago de Compostela © Fritz Berger
Stellplatz auf der Illa de Arousa
Stellplatz auf der Illa de Arousa © Fritz Berger

Da wir am nächsten Tag viel vorhatten, versuchten wir zeitig weg zu kommen. Wir fuhren nach Combarro, wo man die größte Dichte an Getreidespeichern auf den für Galizien typischen Stelzen findet (sogenannte Hórreos). Man merkt dem Ort an, dass es mittlerweile eine Touristenattraktion ist, aber zurzeit waren die kleinen Gassen herrlich leer.

Hórreo in Combarro
Hórreo in Combarro © Fritz Berger

Zu Mittag aßen wir im belebten Pontevedra, bevor wir weiter ans Cabo Udra fuhren. Hier liefen wir einmal um das kleine Kap herum, vor wir noch ein wenig am kleinen einsamen Strand entspannten. Die Nacht verbrachten wir auf dem Stellplatz oberhalb des Strandes und wieder pfiff der Wind um unser Wohnmobil. Wir genossen unsere letzte Nacht im wunderschönen Galizien, bevor wir uns spontan dazu entschieden, über die Grenze nach Portugal zu fahren. Was wir im Norden dieses wunderschönen Landes erlebten, erfahrt ihr im zweiten Teil des Reiseberichts.

Einsame Bucht am Cabo Udra
Einsame Bucht am Cabo Udra © Fritz Berger