Wie funktionieren Abbiegeassistenten?

Rechtsabbiegeassistent, Abbiegeassistent, Toter-Winkel-Assistent oder auch Seitenscansystem: Alle diese Begriffe beschreiben eine Sicherheitsvorkehrung an Fahrzeugen, die den Fahrzeugführer verlässlich warnen, wenn sich jemand oder etwas im toten Winkel befindet.

Als toten Winkel bezeichnet man jene Zone, die für den Fahrzeugführer außerhalb des Sichtbereichs liegt, auch wenn er seinen Kopf und Körper dreht und Rückspiegel nutzt.

Dabei werden entweder nur eine oder beide Seiten des Fahrzeuges während der gesamten Fahrt überwacht und das System warnt den Fahrer, sobald ein Hindernis bei einem Abbiege- oder Spurwechselvorgang erkannt wird. Der Fahrzeugführer wird durch ein optisches (z.B. aufleuchtende LED) und / oder ein akustisches Signal (z.B. Alarmton) unterrichtet. Zudem können manche Abbiegeassistenten durch einen Bildschirm im Fahrzeuginnenraum erweitert werden, auf dem der Fahrer alles beobachten kann, was um sein Fahrzeug herum passiert – ähnlich einer Rückfahrkamera, nur eben in seitlicher Ausrichtung.

Die Sensoren können sowohl links wie auch rechts am Fahrzeug verbaut werden.

Funktionsweise des Systems auf der rechten Fahrzeugseite.
Funktionsweise des Systems auf der rechten Fahrzeugseite. © CaraWarn

Rechts arbeiten sie als Abbiegeassistent, der den Fahrer beim Rechtabbiegen unterstützt.

Funktionsweise des Systems auf der linken Fahrzeugseite.
Funktionsweise des Systems auf der linken Fahrzeugseite. © CaraWarn

Links dienen sie als Spurwechselassistent zur Erkennung von anderen Verkehrsteilnehmern oder Gegenständen bei einem Spurwechsel- oder Abbiegevorgang nach links.


Was können Abbiegeassistenten?

Abbiegeassistenten arbeiten entweder mit Ultraschall, Kamera oder einem radarbasierten System, um andere Verkehrsteilnehmer zu erkennen. Dazu gibt es wichtige Funktionen, die der Abbiegeassistent können muss:

Fahrradfahrer oder Ampel? Das muss der Assistent entscheiden.
Fahrradfahrer oder Ampel? Das muss der Assistent entscheiden. © CaraWarn

Zuverlässig zwischen Objekten, wie Verkehrsschildern, und Verkehrsteilnehmern unterscheiden.

Hindernisse zwischen dem fahrenden Fahrzeug und dem Radfahrer müssen erkannt werden.
Hindernisse zwischen dem fahrenden Fahrzeug und dem Radfahrer müssen erkannt werden. © ADAC André Kirsch

Verkehrsteilnehmer erkennen, wenn sich zwischen ihnen und dem fahrenden Fahrzeug Hindernisse, wie etwa parkende Autos, befinden.

Der tote Winkel ist so groß, dass mehr als 20 Personen darin stehen können.
Der tote Winkel ist so groß, dass mehr als 20 Personen darin stehen können. © ADAC

Einen möglichst großen Bereich abdecken, damit der toten Winkel so gut wie verschwindet.


Verordnung für Tote-Winkel-Assistenten

Die EU schreibt eine Ausstattung mit Abbiegeassistenten für fabrikneue Busse und Lkw ab Juli 2022 vor. Neu zugelassene Fahrzeuge müssen bis 2024 verpflichtend mit einem Abbiegeassistenz-System ausgestattet werden.

In Deutschland sterben laut Bundesamt für Straßenwesen rund 3,5 Prozent aller Radfahrer / Fußgänger, die an einem „Toter Winkel“-Unfall beteiligt sind. 18,5 Prozent werden schwer verletzt. 


Abbiegeassistent für das Wohnmobil nachrüsten

Wohnmobile müssen aktuell noch nicht mit einem Abbiegeassistenten ausgestattet sein. Auch nicht, wenn sie mehr als 3,5 Tonnen wiegen. Sinnvoll ist eine Ausstattung oder Nachrüstung mit einem Abbiegeassistenten natürlich trotzdem.

Je nach Bauart des Fahrzeuges können die Sensoren in unterschiedlicher Höhe und in unterschiedlichem Abstand zueinander montiert werden. Die Sensoren können direkt in die Kunststoffschürze oder die Seitenwand eingesetzt oder durch zusätzliche Aufbau-Metallhalter montiert werden.

Eine Funktion, die selbstständig eine Bremsung einleitet, sobald eine Kollision unvermeidbar ist, wird bei keinem Nachrüstsystem angeboten.


CaraWarn Abbiegeassistent

Die Firma CaraWarn bietet verschiede Abbiegeassistenten im von denen einige sogar mit dem European Innovation Award 2021 ausgezeichnet wurden.

Der CaraWarn Toter Winkel Abbiege DELUXE-6 wurde speziell für Wohnmobile entwickelt. Sechs Sensoren überwachen den rechten Bereich neben dem Fahrzeug, welcher vom Fahrer durch den Seitenspiegel oder die Seitenfenster schwer oder gar nicht einsehbar ist. Zusätzlich wird der linke Bereich neben dem Fahrzeug mit zwei weiteren Sensoren überwacht. Es werden Fahrradfahrer, Personen oder Gegenstände im Gefahrenbereich gemeldet und der Abstand zum Hindernis wird im LED-Display zusätzlich angezeigt. Damit weiß der Fahrer, wo und, in welchem Abstand zum Fahrzeug sich ein Hindernis befindet.

Toter Winkel an einem Wohnmobil
Toter Winkel an einem Wohnmobil ©  CaraWarn

Das System warnt je nach Gefahrensituation durch eine leuchtende LED an der linken oder rechten A-Säule und gibt bei erhöhter Gefahr einen zusätzlichen Warnton als Hinweis für den Fahrer ab. Unterschiedliche Farben zeigen den Abstand zum Hindernis. Die Aktivierung erfolgt automatisch bei einer Geschwindigkeit von unter 30 km/h oder, sobald der Blinker gesetzt wird.

Beim Rangieren oder beim rückwärts Einparken unterstützt das System den Fahrer, da es jegliche Hindernisse mit genauem Abstand anzeigt. Auf den Bildschirm kann optional eine Rückfahrkamera aufgeschaltet werden.

Das System lässt sich um eine Alarmanlage erweitern. Nachts überwachen die verbauten Sensoren dann den Außenbereich. Unerwünschter Besuch, der sich zu lange vor der Aufbautüre aufhält, wird durch Blitzlicht und einen Alarmton vertrieben.

Auf der Internetseite von CaraWarn erfährst du mehr über die verschiedenen Abbiegeassistenten.


Dometic PerfectView CAM1000

Dometic bietet mit dem PerfectView CAM1000 eine praktische 3-in-1-Lösung. Mit einer intelligenten Bildverarbeitungs-Software zur Erkennung von sich bewegenden Objekten inklusive Videobild des relevanten Bereichs wird der Fahrer aktiv gewarnt, optisch wie akustisch. Integrierte Infrarot-LEDs sorgen für eine gute Bildqualität bei Nachtbetrieb. Der Abbiegeassistent wurde für Lastkraftwagen entwickelt, ist aber auch für Wohnmobile jeder Gewichtsklasse zugelassen.

Das Nachrüst-Set besteht aus der Kamera selbst und einem Bildschirm.
Das Nachrüst-Set besteht aus der Kamera selbst und einem Bildschirm. © dometic
Der rote Bereich wird durch die Cam1000-i400 abgedeckt.
Der rote Bereich wird durch die Cam1000-i400 abgedeckt. © dometic

Dieses Nachrüst-System kannst du mühelos selbst montieren: Nachdem das Gehäuse an die Stromquelle angeschlossen wurde, muss der Abbiegeassistent nicht kalibriert werden, es sind keine zusätzlichen Sensoren oder Schaltboxen erforderlich.

Hier findest du die Dometic PerfectView CAM1000 im Berger Onlineshop.


Aktion Abbiegeassistent

Um zu verhindern, dass ältere Fahrzeuge weiterhin ohne Assistenzsystem fahren, hat das Bundesministerium für Verkehr (BMVI) die „Aktion Abbiegeassistent“ ins Leben gerufen. Dieses Förderprogramm zur Nachrüstung übernimmt unter bestimmten Voraussetzungen bis zu 80 Prozent der Kosten des nachzurüstenden Abbiegesystems.

Aktion Abbiegeassistent
Aktion Abbiegeassistent © ADAC BBR

Die Förderung betrifft aktuell nur Nutzfahrzeuge mit einer zulässigen Gesamtmasse von mehr als 3,5 Tonnen und Kraftomnibusse mit mehr als neun Sitzplätzen einschließlich Fahrersitzplatz, die im Inland für die Ausübung gewerblicher Tätigkeiten betrieben werden. Wohnmobile fallen aktuell also noch nicht darunter.


Fazit: rundum sicher

Um Tote-Winkel-Unfälle so weit wie möglich zu verhindern, sind Abbiegeassistenten äußerst nützlich. Können sie dann noch um einen Bildschirm oder eine Alarmanlage erweitert werden, erhöht sich der Schutz für alle.