Anreise und Verkehr in Schweden
Für die Anreise ins Land der Elche aus muss von Deutschland aus man die Ostsee überqueren. Dies ermöglichen verschiedene Fährgesellschaften wie Stena Line oder TTLines von Travemünde, Rostock oder Kiel aus. Die Fähren fahren zwei bis drei Mal täglich. Aber auch der Landweg über Dänemark und anschließend über die Öresund-Brücke ist möglich.
Die Straßen in Schweden sind größtenteils sehr gut ausgebaut und es macht Spaß, dort mit dem Wohnmobil zu fahren. Die Höchstgeschwindigkeit ist ohnehin gemächlich und auf den Straßen ist nicht allzu viel los. Wir standen nie im Stau und fanden trotz großem Wohnmobil immer einen Parkplatz. Hinzu kommt die schöne Aussicht. Wir hatten überhaupt keine Probleme, viel zu fahren. Hin und wieder endet eine abgelegene Straße in einer Schotterpiste, meist ist dies durch eine Gelbfärbung der Straßenschilder erkennbar, größtenteils waren diese aber auch gut befahrbar. Das größte Unfallrisiko in Schweden ist tatsächlich ein Zusammenstoß mit einem Elch. Auf 30 Einwohner kommt in Schweden in etwa ein Elch und diese haben keine Angst vor Autos. Im Gegensatz zum hiesigen Wildwechsel sollte man bei einem Elch auf jeden Fall versuchen, auszuweichen, denn die Tiere sind größer und ein Zusammenprall somit gefährlicher für Autofahrer.
Camping in Schweden / Jedermannsrecht
Das Land Schweden geht sehr entspannt mit Campern um. Das mag auch am Jedermannsrecht (Allemannsrätt) liegen, das grob besagt, dass jeder das Recht hat, die Natur zu nutzen. So ist zum Beispiel Beerensammeln und Blumenpflücken jedem erlaubt, sofern diese nicht geschützt sind, Baden und Bootfahren ist in allen Seen gestattet und eben auch das Wildcampen ist legal. Dies bezieht sich zwar eigentlich auf Zelter, wir haben jedoch die Erfahrung gemacht, dass man auch mit dem Wohnmobil für eine Nacht fast immer ein schönes Plätzchen findet, an dem wir uns willkommen fühlten. Wichtig ist natürlich, auf vorhandene Schilder zu achten, niemanden zu stören und die Plätze so zu hinterlassen, wie man sie vorgefunden hat!
„Nicht stören und nicht zerstören!"
lautet der Leitspruch der Schweden.
Anmerkung der Redaktion: Wie von Familie Dürr richtig gesagt, besagt das Jedermannsrecht, dass Zelte in der freien Natur aufgeschlagen werden dürfen. Das freie Stehen für Wohnmobile und Wohnwagen ist nicht erlaubt. Vor dem Befahren / Betreten von Privatgrund empfehlen wir, den Besitzer um Erlaubnis zu fragen.
Ver- und Entsorgungsstationen fanden wir auf offiziellen Stellplätzen (hier ist die App „Stellplatz Europe“ zu empfehlen), Wasser konnten wir an Tankstellen auffüllen (einfach freundlich fragen!) und für die Klokassette fanden wir Entleerstellen über die interaktive Karte folgender Website: https://www.trafikverket.se/trafikinformation/vag/
Auch das Netz an Campingplätzen und offiziellen Stellplätzen ist gut ausgebaut. Viele schließen allerdings spätestens Ende September und im Norden sind die sanitären Anlagen eher rudimentär. Tatsächlich haben wir auf unserer Reise nur sehr wenige Nächte auf Campingplätzen verbracht.
Viel geplant haben wir für diesen Urlaub nicht, leider hatten wir mit drei Wochen auch nicht üppig viel Zeit. Also beschlossen wir einfach, in Richtung Norden loszufahren und nach der Hälfte der Zeit an der Ostküste entlang wieder umzudrehen. Nach einer schnellen Durchreise gen Norden mit einem Zwischenstopp in der Lutscher-Stadt Gränna am Vättern erreichten wir den Siljansee in der Region Dalarna schneller als gedacht.
1. Rote Pferde vom Siljansee
Der Siljansee ist einer der größten Seen Schwedens und ist bekannt für eines der beliebtesten Mitbringsel Schwedens: die rotbemalten Dalapferdchen. Bevor wir jedoch zu ihrem Geburtsort Nusnäs an der Ostküste gelangten, deckten wir uns mit Knäckebrot im Fabrikverkauf in Leksand ein und entdeckten das schöne Künstlerdorf Tällberg. Tatsächlich hatten wir hier auch unsere erste Begegnung mit einem Elch am Straßenrand.
In Nusnäs wird man schon von einem großen Dalapferd vor der Nils Olsson Werkstatt begrüßt. Hier kann man bei der Entstehung der kleinen Pferdchen, die alle in Handarbeit hergestellt werden, zusehen und diese auch in den verschiedensten Entwicklungsschritten kaufen.
Natürlich freuten auch wir uns über ein originales Dalahäst, das uns an diesen tollen Urlaub erinnern wird. Vor der Werkstatt ist ein Kirchboot ausgestellt, welches früher dazu genutzt wurden, um die Menschen über den See zur Kirche zu bringen. Heute werden die Boote im Sommer noch für Wettbewerbe auf dem See genutzt und gehören mit zum Bild der Region.
Für die Nacht suchten wir uns einen besonderen Stellplatz auf dem Damm zwischen Gesunda und Sollerön (N 60° 53' 50.47" , E 14° 34' 1.94"). Zwar lag der Platz direkt an der wenig befahrenen Straße, aber die Aussicht aus unserem Wohnmobil-Fenster war phänomenal. Der See leuchtete im Abendrot, die kleinen Inseln gaben dem See einen besonderen Charme und der nebenanliegende, kleine Hafen machte das Schweden-Idyll perfekt. Unsere Erwartungen an die tollen Schlafplätze wurden bereits in einer der ersten Nächte übertroffen.
2. Rentiere im Idrefjäll
Dennoch fuhren wir am nächsten Tag weiter und wagten einen Abstecher in Richtung norwegische Grenze. Auf dem Weg nach Idre hielten wir im Fulufjället Nationalpark und wanderten von dort aus zum höchsten Wasserfall Schwedens. Mit Kindern ist die 4 Kilometer lange Wanderung gut machbar, es gibt aber natürlich auch längere, anspruchsvollere Strecken. Wir waren fasziniert von dem schroffen Gebirge gepaart mit den dichtbewachsenen Tälern und dem imposanten 125 Meter hohem Wasserfall.
Auch wenn wir auch auf dem Parkplatz des Nationalparks hätten übernachten können, fuhren wir noch ein Stück weiter in Richtung Idre, da wir für den nächsten Tag ein besonderes Highlight unserer Reise gebucht hatten. Bis Idre passierten wir viele schöne Plätze entlang des Flusses Österdalälven, wo auch schon einige Wohnmobile standen. Wir entschieden uns jedoch für einen ruhigen Parkplatz an einem Skigebiet oberhalb von Idre inmitten von Natur (N 62° 2' 51.07" , E 12° 23' 38.8").
Dadurch hatten wir es am nächsten Tag nicht allzu weit zu Renbiten in Grövelsjön, wo wir uns zur Rentierfütterung angemeldet hatten. Bei Idre befindet sich Schwedens südlichstes Samendorf, zu dem auch Peter und Helena Andersson gehören, die einen gerne zur Fütterung ihrer Rentiere mitnehmen und dabei viele interessante Informationen über die großartigen Tiere erzählen.
Wir durften sie selbst füttern, sie streicheln und die Flechten probieren, die Rentiere im Winter essen, nebenbei erfuhren wir viele Fakten. Wir waren alle so hingerissen und für unsere Kinder war es der Höhepunkt des ganzen Urlaubs.
Als wir uns wieder auf den Weg machten, kamen wir in die schwedische Rushhour. Uns begegneten auf einer relativ kurzen Strecke mehrfach Rentierherden. Was für ein großartiges Erlebnis!
Für die Nacht suchten wir uns einen Stellplatz in Schwedens schönstem Dorf: Klövsjö (N 62° 31' 38.99" , E 14° 10' 28.55"). Direkt am See bei bestem Wetter hatten wir unser Glück für heute wohl noch nicht ausgeschöpft. Am Abend sahen wir noch schwache Nordlichter, was den Tag perfekt machte.
3. Wilde Wasserfälle in der Region Jämtland
Auch am nächsten Tag durften wir zwei weitere beeindruckende Wasserfälle erleben. Zuerst besuchten wir den Tännforsen Wasserfall, nahe Åre. Allein die Landschaft der Gegend war wunderschön, der Wasserfall selbst aber begeisterte uns. Die Wassermasse des Falls ist überwältigend: tosend fällt das Wasser in 50 Meter Breite von einem See in den anderen. Durch eine Plattform konnten wir ganz nah ran und als Krönung erschien über dem Wasserfall ein Regenbogen. Ein Abstecher, der sich absolut lohnt!
Aber auch der zweite Wasserfall, der Handölsforsen bei Handöl begeisterte uns. Die Wassermassen sind hier vor allem Ende August deutlich geringer, dafür kann man den Fluss dank einer wackeligen Hängebrücke überqueren – nichts für nicht ganz Schwindelfreie, ansonsten aber ein super Erlebnis! Im Ort gibt es zudem eine nette samische Kapelle am Friedhof zu bestaunen.
Die Nacht verbrachten wir komplett alleine an einer abgelegenen Badestelle am Alsensjön (N 63° 23' 0.67" , E 13° 57' 40.88").
4. Wildnis in Lappland
Obwohl fast Halbzeit war, beschlossen wir, noch etwas weiter nordwärts zu fahren und erreichten somit am nächsten Tag den schwedischen Teil Lapplands. Wir hätten nicht geglaubt, es so weit in den Norden zu schaffen, aber wir hatten Blut geleckt.
Da wir Wäsche waschen mussten, schliefen wir die Nacht auf dem Saiva Campingplatz direkt am See in Laufnähe zur Stadt Vilhelmina, einer netten Stadt mit vielen Spuren samischer Kultur. Zu empfehlen sind das kleine Freilichtmuseum mit verschiedenen samischen Gebäuden und für Kinder der kleine anschließende Märchenpfad über die samische Sage um den Björnmannen. Noch nicht bereit, den Norden wieder zu verlassen, beschlossen wir am nächsten Tag trotz Regen den Vildmarksvägen entlang zu fahren, nicht ahnend, dass dies eines unserer absoluten Highlights der Reise werden sollte. Von Vilhelmina nach Strömsund sind es etwa 300 Kilometer durch die Wildnis, auf denen extrem viel geboten ist. Wir hatten nur einen Tag und mussten uns etwas einschränken, dennoch wurden es so einige Stopps. Gleich zu Beginn kurvten wir unser Wohnmobil zu einem Aussichtspunkt kurz nach Stalon (ausgeschildert), der trotz Nieselwetter eine tolle Aussicht über den See Malgomaj bot.
Der weitere Weg der Wildnisstraße führte entlang wunderschöner Seen und Flüsse und vorbei am Trappstegsforsen, einem Wasserfall, bei dem das Wasser über viele kleine Stufen hinabfließt. Ein Abstecher (über Schotterpiste!) zur samischen Kirchstadt Fatmomakke ist ebenfalls lohnend und sehr interessant. Hier fand im 19. Jahrhundert ein Kulturaustausch zwischen Siedlern und Samen statt, die sich beide dort ansiedelten. Fatmomakke bedeutet auch „Ort, an dem man sich umarmt“.
Danach ging es stetig bergauf, die Landschaft wurde immer karger und die Baumgrenze war bald erreicht. Die Straße zum Stekenjokk Plateau ist dank eines ehemaligen Bergwerks gut ausgebaut und aufgrund von Schneemassen nur von Juni bis Oktober befahrbar.
Die Landschaft hat uns umgehauen. Auf den Berggipfeln lag auch im Sommer noch Schnee, die Heide schimmerte trotz Regen rötlich und plötzlich waren überall Rentiere. Unsere Gänsehaut lag nicht am eisigen Wind, die surreale Landschaft begeisterte uns ganz und gar! Auch eine Übernachtung mit dem Wohnmobil wäre hier möglich. Wir ließen jedoch noch eine weitere Herde Rentiere passieren und machten uns an die Abfahrt in Richtung Gäddede. Trotz schlechten Wetters waren wir fasziniert von den schönen Seen, die wir auf der restlichen Fahrt passierten.
Für die Nacht suchten wir uns einen ruhigen Naturcampingplatz in Gubbhögen an einem See und ließen den Abend mit einem kleinen Lagerfeuer (Feuerholz vorhanden!) ausklingen.