An diesen Stationen haben Silke und Benjamin während ihrer Reise Halt gemacht.
An diesen Stationen haben Silke und Benjamin während ihrer Reise Halt gemacht. © Fritz Berger

Endlich wieder am Meer

Wir entschieden uns für Italien, da wir die milden Temperaturen und die Sonne sehr vermissten. Die wärmeren Nächte haben den Vorteil, dass der Gasvorrat lange reicht und wir uns keine Gedanken um Nachschub machen müssen. Wir mussten nachts nur sehr wenig heizen, tagsüber waren die Temperaturen meist im angenehmen zweistelligen Bereich. Aber auch in Italien ist das Wetter im Winter wechselhaft. In den Bergen der Toskana kann es auch zu Schneefällen kommen. Deshalb gilt in einigen Regionen eine Mitführpflicht von Schneeketten in den Wintermonaten, zumeist reichen jedoch Winterreifen. Die meisten Stellplätze und einige Campingplätze sind ganzjährig geöffnet, zudem wird in der Nebensaison auch das einmalige Übernachten auf Parkplätzen meist geduldet.

Während die letzten Tage Zuhause ausschließlich grau, neblig und trüb waren, kam schon nach dem San Bernadino Tunnel die Sonne raus. Kaum in Italien angekommen, deckten wir uns in einem Supermarkt mit allerlei leckeren italienischen Spezialitäten ein. In der Nacht holte uns zwar der Regen wieder ein, aber bis zum Meer hatten wir es nicht mehr weit. Auch wenn es immer noch durchregnete, waren wir überglücklich, wieder Sand unter den Füßen zu spüren. Mit einer ersten Pizza kuschelten wir uns im Wohnmobil ein und freuten uns darauf, den Rest des Jahres in Italien verbringen zu dürfen.

Endlich wieder am Meer!
Endlich wieder am Meer! © Fritz Berger

Nach der ersten Nacht auf einem Parkplatz in einem kleinen Ort bei La Spezia fuhren wir weiter in die Toskana. Im Inland der Toskana haben wir schon viel gesehen, am Meer der beliebten Region waren wir hingegen noch fast gar nicht unterwegs. Unser erster Stopp war Viareggio. Wir parkten unser Wohnmobil am Strandparkplatz zu einigen anderen Wohnmobilen. Im Sommer hat man hier bestimmt kaum eine Chance, einen Parkplatz zu finden, jetzt war alles frei. Am Strand entlang liefen wir nach dem letzten Schauer in die Stadt. Zwar war der Weg etwas weit, doch durch die vielen Yachten, die hier gebaut werden, auch für die Kinder sehr interessant. Auch wenn die Sonne sich noch nicht durch die Wolken gekämpft hatte, waren die Temperaturen angenehm. Wir aßen leckere Piadine am Strand und bummelten durch die Fußgängerzone. Die Kinder belohnten wir mit einem Eis, bevor wir zurück zum Wohnmobil liefen. Wir entschieden uns dazu, die Nacht auf dem ruhigen Parkplatz zu verbringen.

Der Ort Viareggio liegt wunderschön eingebettet zwischen den Bergen und dem breiten Sandstrand.
Der Ort Viareggio liegt wunderschön eingebettet zwischen den Bergen und dem breiten Sandstrand. © Fritz Berger

Bei bestem Wetter entlang der Küste

Als wir am Morgen aufwachten, schien die Sonne. Die Temperaturen stiegen und wir packten unsere Winterjacken endgültig in den Schrank. Nach einer kurzen Runde am schönen breiten Strand fuhren wir ein Stück weiter, um an einem weiteren Strand zu halten. Türkisblaues Wasser und feiner, weißer Sand, der dem in der Karibik gleicht, lockten uns nach Rosignano Solvay. Leider trügt der Schein, die Ursache dieses Phänomens liegt angeblich an einer nahegelegenen Fabrik, die anscheinend ihre Schwermetalle ins Meer leitet. Dennoch ist der Strand vor allem bei Surfern sehr beliebt. Der Parkplatz war jedoch sehr matschig und überschwemmt und wir fuhren lieber noch ein Stück weiter nach Piombino.

Am karibikähnlichen Strand von Rosignano Solvay
Am karibikähnlichen Strand von Rosignano Solvay © Fritz Berger

Piombino dürfte wohl vor allem durch den Hafen bekannt sein, denn hier legen die Fähren zur Insel Elba ab. Und dieser Hafen schreckt wohl auch die meisten ab, sich den Ort auch nur anzusehen. Dabei lohnt sich ein Stopp wirklich, wir waren richtig begeistert von der netten Innenstadt. Wir stellten unser Wohnmobil auf dem kleinen Parkplatz am Friedhof ab. Hier sind Wohnmobile offiziell erlaubt, der Platz kostet nichts, bietet allerdings auch keine Dienstleistungen. Dafür ist der Ausblick direkt an der Klippe spektakulär und der Ort locker zu Fuß zu erreichen. Wir aßen Panettone und leckere italienische Mandarinen, bevor wir uns aufmachten, um Piombino zu besichtigen. Besonders schön ist hier die Umgebung um den Leuchtturm. Wir erreichten diesen genau zur richtigen Zeit und konnten einen wunderschönen Sonnenuntergang hinter der Insel Elba erleben. An der Steilküste entlang liefen wir zurück zum Stellplatz und bestellten uns abends leckere Pizza, die vom hervorragenden Lieferdienst Il Girone dei Golosi direkt ans Wohnmobil geliefert wurde.

Sonnenuntergang am Leuchtturm in Piombino. Im Hintergrund ist die Insel Elba zu sehen.
Sonnenuntergang am Leuchtturm in Piombino. Im Hintergrund ist die Insel Elba zu sehen. © Fritz Berger

Baden mitten im Winter

Das Wetter meinte es gut mit uns, auch am nächsten Tag schien die Sonne. Bei fast 20°C bekamen wir Lust, baden zu gehen. Perfekt für einen Besuch der Saturnia Quellen. Dass viele andere auch auf diese Idee gekommen waren, merkten wir spätestens auf dem anliegenden Stellplatz. Obwohl dieser etwa 400 Plätze hat, konnten wir den letzten einigermaßen geraden Stellplatz ergattern. Nachdem wir die letzten Reste der gestrigen Pizza verspeist hatten, liefen wir zu den nahegelegenen Cascate del Mulino.

Die wunderschönen Quellen von Saturnia
Die wunderschönen Quellen von Saturnia © Fritz Berger

Mit 37,5 Grad fließt hier schwefelhaltiges Thermalwasser als Wasserfall über kleine natürliche Felsbecken. Das blaue dampfende Wasser in der toskanischen Umgebung bieten einen atemberaubenden Anblick. Bei diesen Badewannentemperaturen kann man auch im Winter baden gehen und so stiegen wir am 30. Dezember in das warme Wasser, sehr zur Freude der Kinder. Wir suchten uns ein eigenes kleines Becken und hatten große Mühe, die Kinder nach über einer Stunde wieder aus dem Wasser zu bekommen. Die Becken sind kostenfrei zugänglich, bieten allerdings außer einem großen Parkplatz und einem im Sommer geöffneten Restaurant keine weitere Infrastruktur wie Umkleiden oder Duschen. Für uns kein Problem, schließlich konnten wir das schwefelhaltige Wasser im Wohnmobil abspülen.


Silvester in Montepulciano

Auch am nächsten Morgen strahlte die Sonne. Die Silvesternacht wollten wir in Montepulciano verbringen. Die Fahrt durch das toskanische Hinterland bei bestem Wetter war wunderschön. Besonders angetan hat es uns der kleine Ort Pitigliano, der erhaben auf Tuffstein gebaut aus den Tälern der Region Maremma herausragt.

Toskana wie aus dem Bilderbuch: Pitigliano
Toskana wie aus dem Bilderbuch: Pitigliano © Fritz Berger

Montepulciano erreichten wir um die Mittagszeit und auch hier war der Stellplatz komplett voll. Zum Glück fanden wir noch ein Plätzchen unterhalb des offiziellen Stellplatzes. Wir liefen die steile Stadt nach oben, schlenderten über den Weihnachtsmarkt und landeten schließlich in der Enoliteca Consorzio Vino Nobile in der Festung. Hier kann man sich aus Weinautomaten selbst eine Weinprobe zusammenstellen. Die Kinder bekamen ein Fanta, während wir bei bester Aussicht leckeren Wein aus Montepulciano verköstigten. Ein wunderschöner Sonnenuntergang machte den Aufenthalt vollkommen. Auf dem Weg zurück zum Wohnmobil deckten wir uns schließlich in einem Weinkeller in der Innenstadt mit Wein ein.

Weinautomat der Enoliteca in Montepulciano
Weinautomat der Enoliteca in Montepulciano © Fritz Berger

Italienische Familien gehen in der Silvesternacht wohl gerne in Restaurants essen. Doch wir waren erschöpft vom anstrengenden Tag und machten es uns lieber im Wohnmobil gemütlich. Zuvor hatten wir uns aber über italienische Silvestertraditionen informiert und kochten eine Linsensuppe nach italienischem Rezept zum Abendessen. Die Italiener sagen, je mehr Linsen man in der Silvesternacht isst, desto reicher wird man im kommenden Jahr. Wir gaben unser Bestes, den Topf mit der leckeren Suppe zu leeren und hoffen jetzt auf ein erfolgreiches Jahr 2022. Bevor die Kinder ins Bett mussten, zündeten wir noch Wunderkerzen vor dem Wohnmobil an. Das neue Jahr wurde schließlich mit wenigen Feuerwerksraketen eingeläutet. Wir stießen mit unseren Wohnmobilnachbarn an und gingen dann direkt ins Bett.

Silvester in Montepulciano
Silvester in Montepulciano © Fritz Berger

Zurück am Meer

Am Morgen war leider vom schönen Wetter keine Spur mehr. Es war grau und kühl. Wir entschieden uns dazu, zurück ans Meer zu fahren. Hier war das Wetter zwar auch nicht viel besser, aber wir waren wieder an unserem geliebten Meer.

Drachensteigen am Golf von Baratti
Drachensteigen am Golf von Baratti © Fritz Berger

Wir parkten auf einem Parkplatz direkt am Golf von Baratti. Im Sommer ist dieser nur für Fahrzeuge unter zwei Meter Breite zugelassen, in der Nebensaison darf die Bucht auch mit dem Wohnmobil befahren werden. Wir genossen trotz trübem Wetter den Tag am Meer und ließen Drachen steigen. Die Nacht verbrachten wir auf dem Parkplatz mit vielen anderen Wohnmobilen und genossen das Meeresrauschen beim Einschlafen.

Da wir nicht so recht wussten, was wir am nächsten Tag unternehmen sollten, beschlossen wir, den Kindern den schiefen Turm von Pisa zu zeigen. Obwohl wir früh dran waren, bekamen wir leider keinen Platz mehr auf dem einzigen Stellplatz der Stadt. Wir parkten also auf einem anderen Parkplatz. Wir hatten im Vorhinein oft von Einbrüchen in Wohnmobile in Pisa gehört und auch auf diesem Parkplatz liefen dubiose Gestalten rum. Wir beschlossen lieber auf unser Gefühl zu hören und das Wohnmobil nicht allein zu lassen. Benni blieb also mit unserem Kleinsten dort, während ich mit den beiden Großen zum, laut den Kindern, „krummen“ Turm von Pisa lief. Der Weg war nicht allzu weit und die Kinder freuten sich, den Turm zu sehen. Wir hatten viel Spaß dabei, die üblichen Fotos nachzustellen und das Gelände zu erkunden. Schließlich bekamen wir aber Hunger und wir besorgten viele Leckereien in einer Bäckerei, die wir dann gemeinsam im Wohnmobil verspeisten. 

Am schiefen Turm von Pisa
Am schiefen Turm von Pisa © Fritz Berger

Die Nacht wollten wir hier nicht verbringen, also entschieden wir uns dazu, noch ein Stück weiter zu fahren und noch einmal auf dem Strandparkplatz in Viareggio zu übernachten. Da heute einige Restaurants geöffnet hatten und es unser vorletzter Abend war, wollten wir Essen gehen. Unsere Wahl fiel auf das Restaurant Mané Sul Mare und wir ließen uns mit einer hervorragenden Familienpizza verwöhnen.

Mit der riesigen, superleckeren Pizza in Viareggio wurden alle satt.
Mit der riesigen, superleckeren Pizza in Viareggio wurden alle satt. © Fritz Berger

Auf der Heimreise

Am nächsten Tag mussten wir uns leider schon wieder auf die Heimreise machen. Unsere letzte Nacht verbrachten wir auf dem Stellplatz in Cernobbio. Bevor wir den letzten Rest der Heimreise am Tag darauf antreten mussten, fuhren wir von dort aus morgens mit der kleinen Fähre nach Como. Die Fahrt dauerte gerade einmal acht Minuten und kostete hin und zurück keine zwei Euro pro Person. Die Kinder hatten aber einen riesen Spaß und wir freuten uns an der wunderschönen Umgebung des Comer Sees. Wir schlenderten durch die hübschen Gassen der Innenstadt, bummelten über den Weihnachtsmarkt und tranken einen letzten italienischen Cappuccino bevor wir schließlich nach Hause fuhren.

Das Fährboot auf dem Comer See verkehrt regelmäßig und kostet nicht viel.
Das Fährboot auf dem Comer See verkehrt regelmäßig und kostet nicht viel. © Fritz Berger

Wir fahren schon immer sehr gerne nach Italien. Die vielfältige Landschaft, die freundlichen und lebensfrohen Einwohner und das leckere italienische Essen locken uns fast jährlich in eines der beliebtesten Urlaubsländer der Deutschen. Meist waren wir jedoch in der warmen Jahreszeit unterwegs. Dass Italien auch in der Winterzeit eine Reise wert ist, hat uns dieser viel zu kurze Urlaub gezeigt. Durch die relativ milden Temperaturen spielt sich auch im Dezember das Leben draußen ab, aber es ist deutlich weniger los als im Sommer.

Italien ist zu jeder Jahreszeit eine Reise wert!
Italien ist zu jeder Jahreszeit eine Reise wert! © Fritz Berger