Was ermittelt die Klimabilanz-Studie 2020?
Das Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg gGmbH – kurz ifeu – hat im Auftrag des Caravan Industrie Verbands e.V. und der Caravaning Informations GmbH die Studie „Klimabilanz von Reisen mit Reisemobilen und Caravans“ erstellt. Deren Ziel war es, einen Vergleich von Campingreisen mit weiteren Verkehrsmittel- und Übernachtungsmöglichkeiten zu erstellen.
Die Studie ermittelt außerdem die Emissionen und den Energieverbrauch von Reisemobilen und Wohnwagen über deren Lebensdauer bzw. über ein durchschnittliches Jahr. Zudem vergleicht sie Reisemobil- bzw. Wohnwagenreisen mit anderen Reisetypen.
Dabei geht es unter anderem um die Ermittlung folgender Werte:
- Treibhausgasemissionen von Reisemobilen, Wohnwagen und Pkw in der Herstellung, im Betrieb und während der Entsorgung
- Treibhausgasemissionen bei der Übernachtung auf einem Campingplatz/Stellplatz im Vergleich zu einer Hotelübernachtung
In der Klimabilanz sind neben den Emissionen aus der An- und Abreise auch diejenigen der Vor-Ort-Mobilität und von Übernachtungen berücksichtigt. Zudem finden streckenspezifische Verbräuche der Campingfahrzeuge, Nutzungszeiten und der tägliche Energiebedarf zur Klimatisierung Beachtung.
Ausgenommen sind benötigte Straßeninfrastruktur und Verpflegung. Unbekannte Parameter werden anhand typischer Werte für die Fahrzeuggrößenklasse geschätzt.
Was ist CO2?
CO2, also Kohlenstoffdioxid, ist ein Gas aus Kohlenstoff und Sauerstoff. Es macht circa 0,4 Prozent der Atemluft aus und ist in diesen geringen Mengen ungiftig. Kohlenstoffdioxid entsteht als Nebenprodukt der Zellatmung, aber auch bei der Verbrennung von verschiedenen Rohstoffen, wie Holz oder Gas.
CO2 ist deshalb so schädlich, weil es in immer größeren Mengen in der Atmosphäre vorkommt und dort nicht abgebaut werden kann. Seit Mitte des 20. Jahrhundert hat sich der globale Kohlendioxid-Anstieg fast vervierfacht. CO2 absorbiert die Wärmeabstrahlung der Erde und wirft sie auf die Erdoberfläche zurück. Die Atmosphäre wird so aufheizt. Dazu tragen auch noch andere Treibhausgase bei, CO2 ist aber das Wichtigste.
1 Tonne CO2 ist erst einmal eine unvorstellbare Größe. Stelle es dir so vor: Um 1 Tonne CO2 zu produzieren, müsstest du dein Handy mindestens 125.000 Mal komplett aufladen. Bei einem täglichen Ladevorgang wartest du so mindestens 340 Jahre, bevor du über die 1-Tonne-Marke kommst.
Die Tourismusbranche ist für fast 10 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich.
Hohe Emissionen bei der Herstellung und der Entsorgung von Wohnmobilen und Wohnwagen
Die Treibhausgasemissionen, die bei der Herstellung und Entsorgung eines Wohnmobils entstehen, sind deutlich höher als bei einem mittleren Diesel-Pkw. Ein Wohnwagen sorgt bei der Herstellung für weniger Treibhausgasemissionen, benötigt jedoch zusätzlich ein Zugfahrzeug.
Bei der Herstellung von Wohnmobilen und Wohnwagen werden auch der Abbau der benötigten Rohstoffe, die Verarbeitung zu einem Produkt, sowie Strom- und Wasserverbrauch berücksichtigt. Zudem wird die Herstellung des Aufbaus (Fenster, Boden, Decke) und des Innenausbaus (Badezimmer, Küchenzeile, Klimaanlage, Leuchten, Türen, Dinette) mit einbezogen – wobei davon ausgegangen wird, dass alle Modelle in etwa die gleiche Ausstattung haben.
Camping punktet durch geringe Emissionen
Zusammen mit den Emissionen aus der Nutzungsphase ergeben sich dabei für Wohnmobile bei typischem Gebrauch mit knapp 10.000 Kilometern Jahresfahrleistung und 82 Übernachtungen im Jahr Emissionen zwischen 3,9 und 4,3 Tonnen CO2. Unter den Reisemobilen sind Kastenwägen die effizienteste Form, mit einem Unterschied von etwa 10 Prozent zu den sonstigen anderen betrachteten Mobilen. Wohnwagen werden dabei deutlich weniger genutzt als Wohnmobile: Mit einer durchschnittlichen Jahresfahrleistung von 5.100 Kilometern und 54 Übernachtungen ergeben sich jährliche Emissionen von 2 Tonnen CO2 plus etwa die gleiche Menge für das Zugfahrzeug. Da man davon ausgehen kann, dass der PKW auch im Alltag benutzt wird, ist hier nur der CO2-Ausstoß während der Urlaubszeit berücksichtigt.
Die hohen Emissionen bei der Herstellung und beim Fahren können durch geringe Emissionen beim Übernachten und Wohnen kompensiert werden: So sind Campingreisen im Vergleich dann vorteilhaft gegenüber Pkw-Reisen, wenn sie als langsames Reisen verstanden werden. Es sollten also möglichst wenige langdauernde Urlaube mit möglichst kurzen Distanzen verbracht werden. Emissionen pro Person von Reisen mit Wohnmobilen und Wohnwagen können zudem gemindert werden, indem die Auslastung erhöht wird und man nicht alleine, sondern mit mehreren Personen in den Urlaub fährt. Insbesondere weist Camping aber dann einen Vorteil auf, wenn es mit Reiseformen wie Kreuzfahrten und (Flug-)Fernreisen verglichen wird.
Emissionen während der Nutzung von Wohnmobil und Wohnwagen
Der größte Teil der CO2-Emissionen im Tourismus stammt aus der An- und Abreise und der Vor-Ort-Mobilität. Jede Wohnmobilreise ist durchschnittlich 1.823 Kilometer lang. Wohnwagenreisen sind mit 1.100 Kilometern kürzer. Daraus ergeben sich pro Jahr diese Menge an Treibhausgasemissionen in Kilogramm:
Emissionen während einer Übernachtung
Exemplarisch wurden in der ifeu-Studie 3*-Hotels während drei typischer Urlaube untersucht: eine Rügen-Reise, ein Urlaub in Südfrankreich und eine Skandinavien-Rundreise. Auch der Bau des Hotels und die Zubereitung der Mahlzeiten wird bei der Berechnung mit aufgenommen. Dabei fällt die Bilanz bei einem Campingurlaub deutlich besser aus. Obwohl ein Wohnmobil viel CO2 pro Kilometer ausstößt, ist es eine der nachhaltigsten Formen der Übernachtung.
Urlaubsformen im Vergleich
Die Emissionen einer 2-wöchtigen Skandinavien-Kreuzfahrt liegen, auch wenn die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln angenommen wird, um 105 Prozent über den Emissionen einer 3-wöchtigen Rundreise mit dem Wohnmobil bei Übernachtungen auf dem Stellplatz. Dabei wurde bei der Berechnung der Emissionen von Wohnmobilen sogar die Bereitstellung und Wartung miteinberechnet. Ein Faktor, der bei Kreuzfahren nicht miteinbezogen wurde.
Mit einer Kombination aus Anreise per Zug oder Bus und einer Übernachtung auf dem Campingplatz wählst du die umweltfreundlichste Urlaubsform.
Wohnwagen-Urlaubsreisen sind in der Regel bei Reisen innerhalb Deutschlands mit geringeren Emissionen verbunden als die Kombination von Pkw und Hotelübernachtung. Auch das Übernachten im Wohnmobil auf dem Campingplatz oder Stellplatz ist ökologisch günstiger als die Übernachtung im Hotel.
Im Folgenden siehst du eine Übersicht verschiedener Kombinationen aus Verkehrsmittel und Unterkunftsart. An erster Stelle steht die klimafreundlichste Kombination, an letzter Stelle die Kombination, die den größten CO2-Ausstoß verursacht.
Urlaub in Deutschland
Diese beispielhafte Reise führt uns zwei Wochen nach Rügen. Möchtest du innerhalb Deutschlands reisen, bieten sich folgende Kombinationen an.
Anreise per | Übernachtung | |
1 | Öffentliche Verkehrsmittel | Campingplatz |
2 | PKW | Campingplatz |
3 | Wohnmobil | Stellplatz |
4 | Öffentliche Verkehrsmittel | Hotel |
5 | Wohnmobil | Campingplatz |
6 | PKW | Hotel |
7 | Flug | Campingplatz |
8 | Flug | Hotel |
Durch den kurzen Anreiseweg rentieren sich Aufenthalte auf dem Stell- oder Campingplatz eher als ein Hotelaufenthalt – selbst wenn du zu diesem mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anreist.
Urlaub in Südfrankreich
Möchtest du deinen zweiwöchigen Urlaub in Südfrankreich verbringen, sieht die Aufstellung so aus:
Anreise per | Übernachtung | |
1 | Öffentliche Verkehrsmittel | Campingplatz |
2 | Öffentliche Verkehrsmittel | Hotel |
3 | PKW | Campingplatz |
4 | Wohnmobil | Stellplatz |
5 | PKW | Hotel |
6 | Wohnmobil | Campingplatz |
7 | Flug | Campingplatz |
8 | Flug | Hotel |
Durch die größere Entfernung (gerechnet ab Frankfurt am Main) rentiert sich auch ein Aufenthalt im Hotel in Südfrankreich, wenn du für die Anreise öffentliche Verkehrsmittel, wie den Zug oder Fernbus, wählst.
Interessierst du dich für die Klimabilanz-Studie, kannst du hier mehr darüber lesen.
Fazit: überraschende Ergebnisse
Viele schöne Reiseziele sind durch den stetigen Klimawandel bedroht. Durch bewusstes Reisen können wir dem wenigstens ein bisschen entgegenwirken. Wie die ifeu-Studie gezeigt hat, reisen wir als Camper bereits vergleichsweise klimaschonend, können aber an vielen Stellen noch mehr CO2 einsparen.