Historische Städte im Norden des Landes
Zunächst fuhren wir auch gar nicht weit rein ins Land, unser erster Halt lag in Viana do Castelo. Wir wurden schon bei den ersten Schritten durch die Gassen der Stadt von der Freundlichkeit der Portugiesen, vor allem Kindern gegenüber, überwältigt. Aber auch die Aussicht von der Kirche Santa Luzia, die mit einer Standseilbahn zu erreichen ist, begeisterte uns. Der Blick über die Küste gilt als einer der schönsten weltweit. Wir genossen unsere ersten Pasteis de Nata (kleine Vanille-Sahne- Törtchen in Blätterteig), leckere Sardinen und vor allem die Wärme. Die Nacht verbrachten wir am Camping Orbitur der Stadt direkt am Strand.
Zufälligerweise stellten wir fest, dass amnächsten Tag der größte Wochenmarkt Portugals im nahegelegenen Barcelos statt fand. Die Feira de Barcelos ist stets gut besucht, denn es gibt hier wirklich alles zu kaufen. Von Kunsthandwerk, über Klamotten bis hin zu Obst und Gemüse. Natürlich findet man hier auch den farbenfrohen Hahn von Barcelos als Keramikfigur, ein beliebtes Souvenir aus Portugal und Wahrzeichen der Stadt.
Nach einer Nacht auf dem Campingplatz in Angeiras ging es für uns weiter in Richtung Süden. Wer das erste Mal in Portugal ist, sollte die sehenswerte Stadt Porto keinesfalls auslassen. Wir waren jedoch vor ein paar Jahren schon dort und hatten keine Lust, uns mit den Kindern ins Stadtgetümmel zu stürzen. Weitaus beschaulicher geht es in Costa Nova zu. Der kleine Küstenort ist bekannt für seine netten gestreiften Häuschen, die ihm einen besonderen Charme verleihen.
Aber auch der schöne Strand ist einen Besuch wert. Nachdem wir uns mit Farturas (ähnlich Churros) gestärkt hatten, fuhren wir ein Stück zurück, um die Salinen von Aveiro zu besichtigen. Das Freilichtmuseum war allergings ziemlich ausgestorben und so schlenderten wir noch durch die schöne Innenstadt. Diese wird aufgrund der vielen Kanäle auch als Venedig Portugals bezeichnet. Die bunten Boote, die einst zur Seetangernte genutzt wurden und heute Touristen durch die Stadt fahren, prägen das Stadtbild. Für die Nacht zog es uns dann aber zurück ans Meer. Wir fanden einen Stellplatz in Gafanha da Boa Hora direkt hinter einer Düne und genossen das Meeresrauschen in der Nacht.
Die Stadt Coimbra ist vor allem bekannt durch ihre Universität und definitiv einen Besuch wert. So fuhren wir am nächsten Tag ins Landesinnere, um die ehemalige Hauptstadt am Ufer des Flusses Mondego zu besichtigen. Wir parkten unser Wohnmobil direkt am Ufer und liefen über die Brücke in die Altstadt. Die kleinen mittelalterlichen Gassen geben der Stadt einen besonderen Charme. Hoch oben auf dem Berg thront die alte Universität aus dem 13. Jahrhundert. Sie ist eine der ältesten Universitäten Europas und gehört zum UNESCO Weltkulturerbe. Durch Corona war leider nicht alles zu besichtigen, aber allein der herrschaftliche Innenhof ist sehenswert.
Bei sommerlicher Hitze genossen wir die Studentenstadt, bevor wir am Abend zurück ans Meer fuhren. Eigentlich wollten wir auf dem Stellplatz in Figuiera da Foz übernachten. Da dieser allerdings voll war, gingen wir nur eine Runde am breitesten Strand Portugals spazieren und wichen auf den dortigen Campingplatz aus.
Beliebte Surforte mit besonderem Flair entlang der Atklantikküste
Am nächsten Tag hatten wir vor, die Halbinsel Peniche einmal zu umrunden. Peniche ist vor allem bekannt durch die hohen Röhrenwellen, die sogenannten Supertubos, die vor allem Surfer anziehen. Aber auch sonst hat die Halbinsel ihren Reiz. Der Großteil der Küste ist sehr zerklüftet, tiefe Spalten ziehen sich durch die Klippen und ergeben so eine eigenartige Felsenlandschaft. Besonders eindrucksvoll zeigt sich das Phänomen bei der vorgelagerten Insel Papôa im Norden von Peniche, aber auch auf dem Weg zum Leuchtturm am Cabo Carvoeiro hielten wir einige Male an faszinierenden Aussichtspunkten.
Unser Wohnmobil stellten wir schließlich direkt am Leuchtturm ab, um das Kap zu Fuß zu erkunden. Bei schönem Wetter kann man hier bis zu den Berlenga-Inseln schauen, wir hatten leider etwas Nebel, konnten sie aber dennoch erahnen. Schließlich fuhren wir noch ein Stück weiter in den Ort Peniche, wo die Kinder besondere Freude daran hatten, die Forte de Peniche zu erobern. Die gelbe Festung aus dem 16. Jahrhundert thront über dem Meer und dient heute als Museum zur Erinnerung an politische Gefangene während der Diktatur. Leider mussten wir die Halbinsel wetterbedingt ohne Supertubos wieder verlassen und übernachteten auf dem abgelegenen Stellplatz im kleinen Ort Foz.
Auch am Tag darauf besichtigten wir einen bekannten Surferort Portugals. Ericeira bietet an verschiedenen Stränden eine Vielfalt an Wellen, weshalb hier auch viele Surfschulen angesiedelt sind. Aber auch die weißen Häuser direkt an den Felsen geben der Stadt ein besonderes Flair. Die Kinder hatten Freude daran, die Surfer zu beobachten und wir genossen einen ruhigen Tag am Strand, auch wenn es schon wieder neblig war.
Die Nacht verbrachten wir bei Murteira auf dem Bauernhof von Maria. Gefunden haben wir diesen Platz über Park4night. Wir wurden herzlich empfangen, bekamen einen kleinen Stellplatz mit Aussicht zugewiesen und durften mithelfen, die Hühner, die Ziege Baba und die Schildkröten zu füttern. Am Morgen verköstigte Maria uns mit selbst gemachtem Brot, Ziegenkäse und Feigenmarmelade. Maria erklärte uns, dass immer mehr Bauernhöfe in Portugal Plätze für Camper auf Spendenbasis anbieten, da das Stellplatznetz in Portugal nicht allzu gut ausgebaut ist und Wildcampen vor Kurzem gänzlich verboten wurde.
Spannende Festungsanlagen im Landesinneren
Leider war für uns nun die Zeit gekommen, umzukehren. In den nächsten Tagen hatten wir einige Kilometer vor uns. Dennoch versuchten wir uns, diese Fahrtage mit Zwischenstopps zu verschönern. So hielten wir am nächsten Tag zur Mittagspause in Tomar. Die Stadt ist bekannt für das Christuskonvent, das auch zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Die ehemalige Wehr-Klosteranlage wurde 1162 von den Tempelrittern gegründet und ist innen wie außen sehr beeindruckend. Vor allem der Tempel und die vielen Kreuzgänge faszinierten uns. Auch die Nacht verbrachten wir an einer Wehranlage direkt an der Grenze zu Spanien. Der Stellplatz von Almeida liegt am Fuße der sternförmigen Festungsstadt.
Spaniens Hinterland überrascht
Zugegebenermaßen hatten wir auf die lange Fahrt durch Kastilien überhaupt keine Lust. Die autonome Gemeinschaft ist dünn besiedelt und gilt als Kornkammer Spaniens. Dennoch waren wir am nächsten Tag überrascht, wie schön die Landschaft doch ist und die lange Strecke verging wie im Fluge. Unser besonderes Highlight an diesem Tag war auf jeden Fall die Yecla-Schlucht. Auf etwa einem Kilometer kann man auf einem gut ausgebauten, aber sehr engen Weg durch die Klamm laufen. Über uns kreisten seltene Gänsegeier, die eine Flügelspannweite von bis zu drei Metern haben. Unweit der Schlucht fanden wir einen schönen Stellplatz für die Nacht mit tollem Ausblick auf die Berge und den abgelegenen Ort Santo Domingo do Silos. Dieser ist bekannt für sein mittelalterliches Kloster.
Auch am nächsten Tag fanden wir einen interessanten Zwischenstopp. Auf dem Weg durch die Provinz La Rioja kommt man fast nicht umhin, eine Bodega zu besichtigen. Schließlich gehört die Region zu den wichtigsten Weinanbaugebieten Europas. Wir hielten auf gut Glück in Haro und fragten bei Cune, ob eine kurze Führung durch das Weingut mit den Kindern möglich wäre. Normalerweise ginge das nur mit Voranmeldung, aber der nette Herr hatte gerade Zeit und sprach sogar etwas deutsch. Gerne führte er uns freundlich und kurzweilig durch den Weinkeller, wo unter anderem auch Flaschen von 1890 gelagert werden, die mittlerweile von Schimmel überzogen sind. Während wir ein Gläschen Wein probierten, wurden die Kinder mit Traubensaft und Brotsticks verköstigt. Gegen Abend erreichten wir dann die französische Atlantikküste. Wir fanden einen schönen Stellplatz in Ondres und ließen den Abend im Restaurant am Meer ausklingen.
Auch am Tag darauf genossen wir noch ein letztes Mal die französische Atlantikküste und einen letzten Tag am Meer bevor wir schließlich endgültig die Heimfahrt antreten mussten.
Unsere Reise entlang der Atlantikküste Nordspaniens und Portugals hat uns begeistert. Die wilde Landschaft, die blühende Küste und die netten Ortschaften faszinierten uns so sehr, dass wir auch über das wechselhafte Wetter hinwegsehen konnten. Wir freuen uns schon darauf, das nächste Mal die Camperfreundlichkeit Spaniens und die Herzlichkeit der Portugiesen erleben zu dürfen!