Alles eine Frage der Fahrzeit

Das Einschiffen hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Boarding am Flughafen. Auch vor dem Befahren der Fähre musst du einige Zeit vorher am Check-In warten. Wie lange du dich vor dem Ablegen in die Wartezone einreihen musst, hängt von der Länge der Route ab. Auf kürzeren Strecken von wenigen Stunden reicht es in der Regel aus, wenn du eine halbe Stunde vor dem Ablegen am Hafenterminal eincheckst. 

Solche Fährverbindungen gibt es häufig in Skandinavien und Kroatien, wo viele Inseln nah vor dem Festland liegen. Für die Menschen dort ist die Überfahrt mit der Fähre wie andernorts eine Busfahrt. Tickets für Fährverbindungen auf Kurzstrecken kannst du direkt am Hafen kaufen. Bei längeren Überfahrten solltest du bereits ein bis zwei Stunden vor Abfahrt einchecken und anschließend am Ableger warten.


Ticketpreise sind abhängig von Route, Zeit und Fahrzeuglänge

Auf längeren Routen, wie zum Beispiel der zehnstündigen Überfahrt von Genua (Italien) nach Olbia (Sardinien), solltest du deine Tickets rechtzeitig im Voraus buchen. Reservierst du ein halbes Jahr vor Fahrtantritt, sind die Preise spürbar günstiger. Etwas Flexibilität kann ebenfalls bares Geld sparen. Oft schwanken die Ticketpreise tagesweise. Kannst du die Überfahrt montags statt sonntags antreten, ist der Ticketpreis möglicherweise deutlich niedriger. Wie so oft sind die Ticketpreise auf touristisch beliebten Routen abhängig von der Reisezeit. Während der Ferienzeiten ist die Überfahrt teurer, als in der Nebensaison.

Ebenso wirkt sich die Länge deines Wohnmobils oder Gespanns auf den Fahrpreis aus. Ab einer Länge von 6 Metern heben viele Fährgesellschaften den Fahrpreis deutlich an. Willst du regelmäßig mit dem Schiff übersetzen, fährst du mit einem kurzen Campingbus oder Alkovenmobil besonders günstig.


Beim Parken gelten auf dem Schiff klare Regeln

Auf der Fähre stehen Pkw und Wohnmobile dicht aneinander. Auf Deck wird jeder Meter genutzt.
Auf der Fähre stehen Pkw und Wohnmobile dicht aneinander. Auf Deck wird jeder Meter genutzt. © Sébastien Closs

Beim Befahren der Fähre zeigt dir ein Einweiser, wo’s langgeht. Seine Anweisungen musst du unbedingt befolgen, beginne mit dem Bordpersonal auch keine Diskussion über die Parkposition deines Campers. Die Einweiser wissen genau, wie sie die Fahrzeuge auf dem Schiff unterbringen müssen und sie folgen dabei einem strikten Plan.

Auf dem Schiff parken die Fahrzeuge sehr eng. Schließlich will die Reederei den vorhandenen Platz so effizient wie möglich nutzen. Daher ist es üblich, die Seitenspiegel einzuklappen. Bedenke auch, dass du Außenstaufächer und die Heckgarage möglicherweise nicht mehr öffnen kannst.

Auf vielen Autofähren darfst du dich während der Überfahrt nicht in deinem Wohnmobil oder Wohnwagen aufhalten. Verläuft die Fahrt über Nacht, solltest du dir eine Kabine auf dem Schiff buchen. Packe schon vorab eine Tasche mit allen wichtigen Utensilien, die du während der Überfahrt bei dir haben möchtest (Ausweise, Dokumente, Bekleidung, evtl. Medikamente etc.).

Die Kabinen an Bord stehen einem Hotelzimmer in nichts nach. So wie auf dieser Fähre der Smyril Line, die zwischen Dänemark und Island verkehrt.
Die Kabinen an Bord stehen einem Hotelzimmer in nichts nach. So wie auf dieser Fähre der Smyril Line, die zwischen Dänemark und Island verkehrt. © Smyril Line

Hier noch einmal die wichtigsten Schritte beim Abstellen des Fahrzeugs auf dem Schiffsdeck:

  1. Befolge die Anweisungen des Einweisers
  2. Gang einlegen
  3. Motor abstellen
  4. Handbremse ziehen
  5. Außenspiegel einklappen

Kein Gasbetrieb während der Überfahrt

Sicherheit hat auf der Fähre Vorrang. Daher muss die Gasanlage in Wohnmobil und Wohnwagen abgestellt und der Haupthahn abgedreht sein. Besitzt du einen Absorberkühlschrank, solltest du möglichst keine empfindlichen Lebensmittel auf der Fähre transportieren. Da der Anschluss an ein 230-Volt-Netz nur auf wenigen Schiffen möglich ist, lässt sich der Kühlschrank in der Regel nicht nutzen.


Camping an Bord statt Kabine

Einige Fährgesellschaften bieten Camping an Bord an. Das bedeutet, der Aufenthalt im Wohnmobil oder Wohnwagen ist während der gesamten Überfahrt möglich. Auf manchen Schiffen ist auch ein Stromanschluss ans 230-Volt-Netz möglich (Landstrom).

Möglich ist Camping an Bord beispielsweise auf einzelnen Fähren der griechischen Reederei Anek Lines. Auch auf der Verbindung zwischen Piombino (Italien) und Olbia (Sardinien) bietet Mobylines diesen Service an.

Der Tarif Camping an Bord ist meistens etwas teurer als der einfache Fahrzeug-Tarif, dafür sparst du dir die Kosten für eine Kabine. Camping an Bord bedeutet allerdings nicht, dass du Campingtisch und –stühle vor dein Fahrzeug stellen darfst.


Unterhaltung an Bord: Spielcasino auf der MS Norröna.
Unterhaltung an Bord: Spielcasino auf der MS Norröna. © Smyril Line

Eine Überfahrt mit der Autofähre kann sehr lange dauern. Beispielsweise dauert die Fahrt von Amsterdam (Niederlande) nach Newcastle (England) knapp 17 Stunden. Eine Weile ist es spannend, das Geschehen auf dem Schiff zu beobachten oder den Blick in die Ferne schweifen zu lassen. Spätestens nach einigen Stunden nimmt die Langeweile aber Überhand. Keine Angst, auf modernen Autofähren gibt es zahlreiche Beschäftigungen: Restaurant und Café zählen zum Standardangebot moderner Fähren. Häufig gibt es auch einen Shop sowie Ruhebereiche. Komfortabel ausgestattete Schiffe bieten sogar einen Kinosaal und eine Spielhalle.


Versicherungsschutz prüfen

Wie bereits erwähnt, geht es auf einer Autofähre sehr eng zu. Da können beim Rangieren schon einmal kleinere Schäden aus Unachtsamkeit passieren. Bevor du das erste Mal eine Fährüberfahrt antrittst, solltest du den Versicherungsschutz deines Wohnmobils oder Wohnwagens überprüfen.

Schäden, die beim Rangieren entstehen, übernimmt in der Regel die Vollkaskoversicherung. Achte darauf, dass in den Versicherungsbedingungen explizit Schiffe bzw. Fähren genannt sind. Oft lautet das entscheidende Stichwort in den Unterlagen auch „Seerisiko“. Sollten auf einem Schiff Beschädigungen am Fahrzeug durch Feuer oder Sturm entstehen, ist die Teilkaskoversicherung zuständig. Auch hier müssen Transporte per Schiff explizit eingeschlossen sein.

Es gibt auch einen sehr seltenen Sonderfall, bei dem alle Passagiere an den Havariekosten beteiligt werden. Und zwar dann, wenn der Kapitän bewusst einen Teil der Fahrzeuge opfert, um durch die damit verbundene Gewichtsreduzierung das Sinken des Schiffs zu verhindern. In der Fachsprache heißt dieser Vorgang Havarie Grosse – und wird von den meisten Versicherungen nicht abgedeckt.

Mehr zum Thema Versicherungen für Camper erfährst du hier.


Fazit: rechtzeitig schlaumachen und unbesorgt in See stechen

Auf einem Schiff steigt die Vorfreude auf das Urlaubsziel spürbar – spätestens dann, wenn der Zielhafen in Sichtweite gerät. Bist du entsprechend vorbereitet, kannst du die Überfahrt vom Ein- bis zum Ausschiffen vollständig genießen. Klar, gibt es auf der Fähre einige Besonderheiten zu beachten. Das ist aber nicht schwer, denn du erhältst jederzeit Unterstützung vom Bordpersonal.

Es ist jedoch von Vorteil, wenn du im Rangieren mit deinem Wohnmobil oder Wohnwagen geübt bist. Denn nicht alle Fähren sind als so genanntes RoRo-Schiff konstruiert (Roll on Roll off), bei dem sich vorne und hinten je eine Laderampe befindet. Manchmal musst du das Schiff rückwärts verlassen oder auf dem Deck umdrehen.